Haithabu – Zeitgenossenbericht und Gegenwart
Ein Zeitgenossenbericht
Ein jüdischer Kaufmann, der unter dem arabischen Namen Ibrahim ibn Ya’qub al-Tartuschi im Auftrag des Kalifen von Cordoba reiste, berichtete 965 über Haithabu, die Stadt am anderen Ende des Weltmeeres hätte “… wenig an Vermögen und Schätzen zu bieten. Die Einwohner essen hauptsächlich Fisch, den es reichlich gibt. Die Menschen werfen ein Neugeborenes häufig lieber ins Meer, als es aufzuziehen.” Er erklärte dies damit, dass somit Kosten gespart würden.
Er berichtete weiterhin von einer Kirche, wobei die meisten Einwohner dennoch Sirius verehren und zu dessen Ehren ausschweifende Ess- und Trinkgelage abhalten würden. Außerdem wusste er zu berichten, dass er noch nie “einen so grauenvollen Gesang gehört” habe, der “wie ein Knurren aus ihren Kehlen, wie Hundegebell, nur noch tierischer” klinge.
Aufgrund der Einseitigkeit sind diese Berichte mit Vorsicht zu genießen. Sie resultieren vermutlich aus den doch gravierenden kulturellen Unterschieden zwischen dem Juden und der Stadt.
Positiv äußerte sich der Kaufmann hingegen über ein Detail, das hauptsächlich der weiblichen Bevölkerung zukommt: “Sie haben künstliche Schminke für die Augen. Wenn sie sie auftragen, ist es nicht zum Nachteil ihrer Schönheit; im Gegenteil, sie wird bei Männern wie Frauen noch betont.”
In unmittelbarer Nähe des Halbkreiswalles in Haddeby befindet sich das Wikinger-Museum Haithabu. Dort werden seit 1985 die wichtigsten Funde aus- und die Geschichte der Siedlung vorgestellt. Das 1979/1980 aus dem Hafenbecken geborgene Langschiff wird in der Schiffshalle gezeigt.
Ab 2005 wurden im Halbkreiswall von Haithabu sieben Wikingerhäuser anhand archäologischer Befunde sowie Holzstege, eine Mole, ein befestigter Bachlauf und Landungsstege rekonstruiert. Die Arbeiten gestalteten sich schwierig, da viele der im Frühmittelalter üblichen Handwerkstechniken heute nicht mehr praktiziert werden. Die Eröffnung der Wikingerhäuser fand 2008 statt. Im gleichen Jahr wurde auf der Flensburger Museumswerft ein etwa 6,50 m langes Wikinger-Boot nachgebaut, das seit 2009 in Haithabu an der Landebrücke liegt.
Im Halbkreiswall, der begehbar ist, sind noch die Durchlässe erkennbar, die einst als nördliches bzw. südliches Stadttor genutzt wurden. Sie befanden sich dort, wo ein alter Weg durch die Stadt verlief und im Norden und Süden jeweils den Wall schneidet.
Im Westbereich ist in etwa noch die ursprüngliche Höhe der Wallanlage erhalten, auch der sich vor ihr befindliche Graben ist noch gut erkennbar. Insgesamt ist der Wall heute zwischen 6 und 11 m hoch und reichte einst bis zum Haddebyer Noor hinab, jedoch wurden seine Enden abgetragen. Etwa auf der Hälfte des Halbkreiswalls zweigt der Margarethen- bzw. Verbindungswall des Danewerks ab. Von dort kann man zum Busdorfer Runenstein, dem Skarthestein, wandern, die Entfernung beträgt etwa 1,3 km.
Zusammen mit dem Danewerk zählt Haithabu zu den bedeutendsten Bodendenkmälern in Schleswig-Holstein. Island bereitet seit 2008 mit Deutschland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Lettland einen gemeinschaftlichen Antrag vor, um unter anderem Haithabu und das Danewerk als bedeutende Stätten der Wikinger-Kultur als UNESCO-Welterbe anerkennen zu lassen. Im Januar 2011 setzten diese Länder ihre Bodendenkmäler auf die entsprechenden Vorschlagslisten. 2018 erkannte die UNESCO Haithabu zusammen mit dem Danewerk als außergewöhnliche Welterbestätte an.
Wikinger Museum Haithabu
Am Haddebyer Noor 5
24866 Busdorf