Die Hohnsteiner Herrschaft unter den Berken
Immer wieder werden im historischen Zusammenhang mit den Burgen, Burgwarten und Felsenburgen in der Sächsischen Schweiz die Berka von Dubá genannt. Es wäre zu einfach gesagt, dass es sich dabei um ein bedeutendes böhmisches Adelsgeschlecht handelte. Die Herren sollen deshalb ein klein wenig genauer vorgestellt werden, damit in Ermangelung von Fotografien dennoch ein vages Bild von ihnen entsteht. Das Wappen der Berka von Dubá ist auf Burg Hohnstein verewigt und befindet sich über dem Durchgang zum zweiten Hof.
Die Berka von Dubá werden in der virtuellen und gedruckten Literatur je nach Befindlichkeit des Autors oder der Autorin auch als Berken von der Duba, Berken von Duba oder auch Berka von Dubá und Lipa bezeichnet. Dabei wird Berka mit Birke übersetzt, Dubá bezieht sich auf Dauba und Lipa auf Leipa. Der tschechische Originalname lautet Berkové z Dubé.
Die Berka von Dubá gehen auf die Uradelsfamilie Ronowice zurück, die aus dem Böhmischen stammte, erstmals im Jahre 1180 mit Smil erwähnt wurde und bereits vor dem 14. Jahrhundert im Namensträgerstamm erloschen ist. Als erster nachweisbarer Berka von Dubá gilt Hynek, welcher zu Beginn des 14. Jahrhunderts in der Liste der Burggrafen von Prag erfasst wurde und der 1306 verstarb. Hynek ist dabei der originale Name, der im Deutschen zu Hinko umgewandelt wurde. Ein weiterer Hinko Berka von Dubá wurde 1353 von Karl IV., böhmischer König sowie Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, mit der Herrschaft Hohnstein belehnt.
Im 15. Jahrhundert wurde das große Herrschaftsgebiet der Berka durch den sächsischen Kurfürsten zerschlagen, nachdem die Berka von Dubá ständig als Raubritter in Erscheinung getreten waren und zu einer wahrlichen Landplage geworden sind. Die Wettiner ließen die Burgen und Burgwarten belagern und zerstören und zwangen dadurch die Berka zur Aufgabe. Im Jahre 1451 war das Ziel der Wettiner erreicht und eine durchaus annehmbare Lösung für beide Seiten gefunden:
Die Berka von Dubá erhielten Ausgleichszahlungen und Herrschaftsgebiete im heutigen Böhmen und kehrten dem Raum Sächsische Schweiz den Rücken, was wiederum zur hiesigen Befriedung und zu deutlich mehr Sicherheit führte. Im 19. Jahrhundert erloschen schließlich die letzten originalen Linien der Berken.
Schaut man sich nun die Ahnentafel der Hohnsteiner Linie der Berka von Dubá genauer an, ergeben sich interessante Details, die für das bessere Verständnis der geschichtlichen Zusammenhänge bedeutsam sind. Auffällig ist, dass die Berken wenig einfallsreich bei der Namensvergabe an ihre männlichen Sprösslinge waren, weshalb viele Namen immer wieder auftauchen. Einige Namen wurden auch eingedeutscht: Aus Hynek wurde Hinko, Jindřich wurde zu Heinrich, aus Beněš wurde Benesch.
Hynek oder Hinko, der 1353 mit der Herrschaft Hohnstein belehnt wurde, starb 1361. Er hatte zwei Söhne, die beide Hynek hießen. Obgleich der ältere Hinko zwei Söhne hatte, wurde die Herrschaft Hohnstein an den jüngeren Hinko vererbt. Dieser wiederum hatte fünf Söhne: Hinko den Älteren, Heinrich, Benesch, Hinko den Jüngeren und Johann. Unter diesen fünf Söhnen teilte Hinko, der Vater, die Herrschaft bereits vorsorglich noch zu Lebzeiten auf, wobei einige Söhne die Erbschaft erst nach dem Tod des Vaters im Jahr 1419 antraten.
- Hinko der Ältere erbte die durch die Erbteilung verkleinerte Herrschaft Hohnstein. Er war mit einer Burggräfin von Dohna verheiratet, hatte einen Sohn mit Namen Hinko und starb 1437.
- Heinrich erbte die Herrschaft Wildenstein und starb 1436. Er hatte mit Jindřich, Hynek, Mikuláš, Zbyněk, Kryštof, Albrecht und Beněš immerhin sieben Söhne.
- Benesch erbte die Herrschaft Rathen und starb vermutlich ebenfalls 1436. Seine Tochter Anna heiratete einen Jan Blankenstein von Wartenberg. Außerdem hatte er die Söhne Benesch, Hinko und Albrecht. Der Letztgenannte war mit Anna von Dohna verheiratet.
- Hinko der Jüngere und Johann erhielten von der ursprünglichen Herrschaft Hohnstein Herrschaftsgebiete im heutigen Böhmen. Während Johann Tollenstein übernahm, erbte Hinko der Jüngere Scharfenstein-Bensen-Böhmisch Kamnitz. Somit war für alle Söhne gesorgt.
Mit der Aufteilung der einst so großen Hohnsteiner Herrschaft setzte sukzessive auch die Schwächung der Berken ein. Den Wettinern, die den unliebsamen Nachbarn gern ausschalten wollten, kam dies sehr gelegen. Teile der Familie der Berken sanken zu Raubrittern herab, da sie schlichtweg nicht fähig waren, sich den verändernden gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen. Anstatt ihre Familientradition stolz aufrechtzuerhalten und weiterzutragen, wurden sie zu einer Plage in ihrer Gegend.
Heute erinnern nur noch in Stein gehauene Wappen an die einst mächtigen Berka von Dubá. Das Wappen der Berken zeigt zwei gekreuzte Eichenzweige mit aufgesetzten Ritterhelm. Mitunter werden lediglich die Eichenzweige gezeigt, so beispielsweise auf der Burg Hohnstein und im Ortschaftswappen von Neustadt/Sachsen.
Jan von Wartenberg
Eine nicht unerhebliche Rolle nahm der böhmische Adlige und Mundschenk des böhmischen Königs Jan von Wartenberg (tschechisch: Jan z Vartenberka, teilweise auch Vartemberka oder Vartenberkové beziehungsweise Jan Blankštejn z Vartemberka) ein. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen sei erwähnt, dass Jan von Wartenberg nichts mit der Burgwarte Wartenberg im Hohnsteiner Raum zu tun hatte. Da Vartenberka mit Wartenberg übersetzt wird, Berka also für Berg steht, erscheint es wiederum nicht nachvollziehbar, warum sich das Berka bei den Berka von Dubá auf Birke beziehen soll. Das ist jedoch nur eine kleine Randnotiz.
Jan von Wartenberg besaß die Herrschaft Tetschen (Děčín). Er hatte Anna geheiratet, eine Tochter von Heinrich Berka von Dubá, der die Herrschaft Wildenstein innehatte. Im 15. Jahrhundert kam es zu Zwistigkeiten zwischen Jan von Wartenberg und dem Kurfürst von Sachsen, nachdem er sich mit Albrecht Berka von Dubá verbündet hatte und diesen unterstützte, als der sächsische Kurfürst 1438 die Burg Neuer Wildenstein erfolgreich belagerte. Jan von Wartenberg wurde daraufhin im Verließ der Burg Rathen eingesperrt. Er soll vor 1472 verstorben sein.
Siegmund von Wartenberg
Zu den Verwandten von Jan von Wartenberg zählte Siegmund von Wartenberg. In den unterschiedlichen Quellen wird er auch Sigmund oder Sigismund buchstabiert, original hieß er Zikmund. Siegmund von Wartenberg war in gewisser Weise mit den Berka von Dubá verbunden und erhielt von diesen 1436 die Burg Arnstein als Pfand. In den folgenden Jahren trat er als Raubritter in Erscheinung und wurde nach Belagerungen, Friedensverträgen und Abfindungen erfolgreich des Arnsteins verwiesen. Er starb 1438.