Sachsens Schlösser ist ein Online-Informationsportal, welches sich mit sämtlichen jemals existierenden und noch vorhandenen Schlössern, Burgen und Rittergütern befasst. Betrachtet wird das sächsische Gebiet in seinen Grenzen seit 1990, so dass einige Schlösser und Rittergüter, die sich heute auf polnischem, brandenburgischem, sachsen-anhaltinischen oder thüringischem Boden befinden, unberücksichtigt bleiben. Mittlerweile (Stand 01.09.2020) verzeichnet das Portal über 8,3 Millionen Zugriffe. Was als Hobby begann, wird schrittweise in neue Bahnen gelenkt.
Mit den über die Jahre gesammelten Informationen über sächsische Schlösser, Burgen und Rittergüter soll anderen Interessierten die Möglichkeit gegeben werden, auf bereits zusammen getragene, teilweise schwer erhältliche Informationen zugreifen zu können. Die Arbeit an Sachsens Schlösser ist informativ und aufschlussreich. In den historischen Gebäuden sehe ich Zeitzeugen, die mitunter Jahrhunderte alt sind und noch immer erstrahlen, auch wenn ihre Fassade rissig ist, die aufgrund ihres Alters auf ihre eigene Art und Weise Geschichten erzählen, aus guten Zeiten, aus schlechten Zeiten, und die ein hohes Maß an Respekt verdienen. Aus diesem Grund begegne ich ihnen jedes Mal mit einer unvoreingenommenen Faszination.
Immer wieder spannend und aufschlussreich sind Gespräche mit älteren Einwohnern in zumeist ländlichen Gegenden, die dort bereits aufgewachsen sind und ihrem Heimatort nach so vielen Jahrzehnten noch immer die Treue halten. Sie erinnern sich an Erlebnisse gerade so, als wären diese erst letzte Woche geschehen. Sie erzählen vom Rittergut, auf dem die Großeltern gearbeitet haben, von der Kindheit, als sie die Ferien auf dem Gut des angesehenen Grafen verbringen durften, von der Explosion eines Blindgängers einige Zeit nach Kriegsende, bei der das Schloss vollkommen zerstört wurde. Die immer weniger werdenden Zeitzeugen sind von quasi unschätzbarem Wert und oft höchst begeistert “von früher” erzählen zu dürfen.
(September 2020)
Falls Sie wissen möchten, wie es einst zur Entstehung dieses Portals kam, lesen Sie gern weiter:
Über die Anfänge eines Projektes rund um Sachsens Schlösser, Burgen und Rittergüter
Psychologische Erklärungsansätze gehen immer wieder davon aus, dass Ursachen für bestimmte Dinge in der Kindheit zu suchen wären. Wenn ich zurück denke, fällt mir meine missmutige Laune ein, wenn sonntags ein Familienausflug zu einem Schloss, einem langweiligen, alten Kasten, wie ich es damals empfand, anstand, und ich Bücher, Bastelutensilien oder Briefpapier für ein paar Stunden zur Seite legen sollte. Doch manchmal ändern sich die Dinge. Habe ich als Kind die gesamte Bibliothek am Sachsenbad in Dresden rauf und runter gelesen, brauche ich heute für einen Roman an die zwei Jahre. Ähnlich änderte sich mein Blick auf die ollen, alten Kästen.
Meine Brieffreundin aus den Niederlanden, und ihre Freundin hatten sich 1998 besuchsweise bei mir einquartiert. Wir standen am Fähranleger im Kurort Rathen und die beiden waren vollauf fasziniert von der herrlichen Landschaft, den Felsformationen, dem strahlend blauen Himmel. Doch die Begeisterung hielt nur so lange vor bis sie erfuhren, dass unser Ziel die steinerne Brücke war, die sich zwischen den Felsen hoch oben abzeichnete. Für die beiden kam der Aufstieg zur Bastei einer Gipfelerklimmung des Himalayas gleich. Genau dieser Besuch ist die eigentliche Geburtsstunde von “Sachsens Schlösser” gewesen, denn eine Woche wollte gut vorbereitet werden, um den beiden ein interessantes Ausflugsprogramm bieten zu können.
Über Nacht war das Interesse erwacht und die Zeit zeigte, dass es sich hierbei nicht um ein flüchtiges Interesse handelte, das nach ein paar Wochen oder Monaten wieder abflachte. Das war etwas, was bleiben wollte. Die Anfänge bestanden zunächst noch aus dem steinzeitlichen Sammeln von Zeitungsartikeln und Broschüren und ich war wieder häufiger in der Bibliothek aufzufinden. Über vier, fünf Jahre dauerten diese noch einfachen Recherchemethoden an, die einzig dem persönlichen Vergnügen dienten. Die Ordner nahmen langsam den Platz weg und so reifte die Entscheidung, schrittweise alles digital aufzubereiten.
Irgendwann stand die Frage im Raum, warum diese Arbeit nicht auch anderen Menschen zugänglich gemacht werde. In einem Telefonat gegen 3 Uhr nachts mit einem guten Bekannten aus Hessen wurde das Für und Wider hin und her diskutiert. Kopfzerbrechen bereiteten zwei Dinge: Die mangelnde Kenntnis von der Gestaltung und Pflege einer Homepage sowie die zu jenem Zeitpunkt noch nicht allzu umfangreichen Beiträge und Listen. Das Endergebnis des mehrstündigen Telefonats war so simpel wie einleuchtend: Beides kann geändert werden. Nach zwei, drei Stunden Schlaf und dem regulär neunstündigen Arbeitstag begannen auch schon die ersten Vorbereitungen. Das war 2003.
In der ersten Zeit war “Sachsens Schlösser” unter anderem Namen auf einer statischen Website beheimatet, die umständlich unter FrontPage erstellt worden war und keine allzu komfortable Navigation bot. Sie war vor allem für mich eine Spielerei, bei der ich probieren, basteln, verändern konnte. Zudem war mir damals noch überhaupt nicht klar, wohin der Weg einmal führen und was aus dem Projekt werden würde.
Im Jahre 2008 wurde der Umzug auf die heute bekannte und aktive URL vollzogen, ein Aufwand, der viele Nächte gekostet hat, aber überaus nützlich und notwendig war. Das Angebot wurde für den Nutzer nicht nur übersichtlicher und leichter navigierbar, auch die eigene Arbeit hinter den Kulissen hat sich deutlich vereinfacht, seit mit dynamischen Seiten gearbeitet wird.
Im Frühjahr 2012 gab es Überlegungen, die genutzte Software auf die neueste Version umzustellen, was mit dem größten zeitlichen Aufwand bisher verbunden war. Am 1. August begannen die Arbeiten dazu, die schätzungsweise dreihundert Zeitstunden in Anspruch genommen haben und eine Änderung des Designs erforderlich machte. Mit der neuen Version wurde das Arbeiten im Hintergrund nochmals vereinfacht und Verbesserungen in der Menüführung und Übersichtlichkeit wurden ermöglicht. 2020, weitere acht Jahren später, wurde es Zeit, die Website erneut auf den Prüfstand zu stellen und technisch zu aktualisieren. Dieses Ergebnis ist aktuell online.
Es wird auch in den nächsten Jahren noch genug zu tun geben, um auch zu den bislang weniger beschriebenen Objekten weitere Informationen zu ihrer Geschichte, zu ihrer Erbauung und zu ihren Besitzern zu ermitteln und einzuarbeiten. Die Arbeit an diesem Projekt ist wie ein Fass ohne Boden und so sieht es an der einen oder anderen Stelle so aus, als wäre zu diesen Objekten nicht besonders viel getan. Doch nicht jedes Rittergut und gleich gar nicht jedes Vorwerk ist derart bedeutend gewesen wie beispielsweise eine Festung Königstein oder eine Burg Rabenstein, zu denen es eine Vielzahl von heranziehbaren Quellen gibt. In manchen Fällen ist bereits ein einzelner Satz in einer Ortschronik oder eine Information eines Einheimischen ein Glückstreffer, um überhaupt einen Anhaltspunkt zu haben.
Was bleibt ist der persönliche Wunsch, die Arbeit an “Sachsens Schlösser” beständig fortzuführen und irgendwann selbst ein Herrenhaus oder ein kleines Schloss käuflich zu erwerben, um diesem das traurige Schicksal des weiteren Verfalls zu ersparen.
(August 2012)