Befestigungsanlagen Dresden

Die Befestigungsanlagen Dresden umga­ben die Innere Altstadt ring­för­mig und erstreck­ten sich im Osten ent­lang der heu­ti­gen St. Petersburger Straße und im Süden etwa ent­lang des heu­ti­gen Dr.-Külz-Rings. Im Nordwesten und Norden ist der Verlauf noch gut nach­voll­zieh­bar, da die Befestigungsanlagen zum Teil am Zwinger sowie in Form der Brühlschen Terrasse und des Bärenzwingers erhal­ten geblie­ben sind.

Die Anfänge

Die erste urkund­li­che Erwähnung der Dresdner Befestigungsanlagen erfolgte 1299. Die tat­säch­li­che Entstehungszeit datiert noch wei­ter zurück. In einer Anfang 1216 aus­ge­stell­ten Urkunde gibt es einen Hinweis auf das Bestehen der Befestigungsanlagen. Archäologische Funde las­sen eine Entstehung gegen Ende des 12. Jahrhunderts ver­mu­ten. Zwischen 1359 und 1370 wur­den die Befestigungsanlagen aus­ge­baut und ver­stärkt. Zur Zeit der Hussitenkriege wur­den 1427 eine zweite, nied­rige Vormauer sowie Bastionstürme auf den Mauern und 15 Mauertürme am Zwinger errich­tet. Die Stadtmauer war für den Verteidigungsfall in vier, zeit­weise in fünf Viertel eingeteilt.

Stadttore

In die Stadt Dresden gelangte man bis ins sehr frühe 15. Jahrhundert durch fünf Stadttore:

  • Das Frauentor war das öst­li­che Stadttor. Es wurde 1297 erwähnt und lag am Ende der klei­nen Frauengasse. 1529 ver­lor das Tor seine Bedeutung und wurde 1548 mit der Stadtmauer abge­tra­gen. Am Frauentor befand sich ein Käfig, das soge­nannte Narrenhäuschen, in dem Säufer zur Schau gestellt wurden.
  • Die kleine Kreuzpforte wurde 1370 erst­mals erwähnt. Sie befand sich am Ende der Kreuzgasse, der spä­te­ren Kreuzstraße. 1592 wurde sie zuge­mau­ert. Das Salomonistor ersetzte die Kreuzpforte.
  • Das Wilsche Tor, auch Wilsdruffer Tor genannt, war das west­li­che Stadttor an der Wilischen Gasse. Es wurde 1391 erst­mals erwähnt und Anfang des 15. sowie Mitte des 16. Jahrhunderts aus­ge­baut. Das Wilsche Tor wurde 1811 abgebrochen.
  • Das Seetor wurde erst­mals 1403 erwähnt. Es lag im Süden am Ausgang der Seegasse und wurde 1550 zuge­mau­ert. Der Mauerturm auf dem Seetor wurde als Gefängnis genutzt. 1747 /​ 1748 wurde es wie­der geöff­net und schließ­lich 1821 abgebrochen.
  • Das Elbtor, auch Brückentor und Altdresdnisches Tor genannt, lag im Norden am Ausgang der Schlossstraße vor der Elbbrücke, der spä­te­ren Augustusbrücke. 1407 wurde es erst­mals als Elbisches Tor erwähnt, 1455 als Wassertor und 1458 als Brückentor. 1738 wurde es abgerissen.

Erweiterungsarbeiten

Zwischen 1519 und 1529 erfolgte eine Erweiterung der Befestigungsanlage, bei wel­cher die Siedlungen an der Elbe und an der Frauenkirche mit ein­be­zo­gen wur­den. Dieses Gebiet wurde als „Newe Stadt“ bezeich­net und durch einen Wall geschützt. Das Rampische Tor wurde 1530 ange­legt, es ersetzte das Frauentor und befand sich unge­fähr auf Höhe des Kurländer Palais.

Weitere Um- und Ausbauten an den Dresdner Befestigungsanlagen began­nen 1546. Zwei Jahre spä­ter war die alte Stadtmauer zwi­schen Stadt und der öst­li­chen Vorstadtsiedlung abge­tra­gen. Das Rampische Tor wurde durch den Bau des Ziegeltores und des Salomonistores 1552 abge­ris­sen. Das Elbtor wurde erwei­tert, wäh­rend das Georgentor und das Seetor zuge­mau­ert wur­den. Das Ziegeltor, auch Schifftor genannt, lag an der Elbseite der Festungsmauer nahe der spä­te­ren Kunstakademie. Es wurde spä­ter eben­falls übermauert.

1568 wur­den die Ausbauarbeiten fort­ge­setzt. Von 1589 bis 1591 wurde der letzte Abschnitt, die „neue Vestung oder Berg am Ziegeltor“, voll­endet. Hierbei han­delte es sich um die spä­tere Brühlsche Terrasse. Das Pirnaische Tor am Ende der Landhausstraße wurde 1591 fer­tig­ge­stellt. Im Obergeschoss befand sich die Baugefangenenkirche, das Gotteshaus der Festungsbaugefangenen. 1632 erfolg­ten wei­tere Ausbauarbeiten, die im 18. Jahrhundert fort­ge­führt wur­den. Dabei wur­den aber auch beim Bau des Zwingers Teile der Bastion Baumschule und 1738 beim Bau der Katholischen Hofkirche und des Schlossplatzes Teile des Walls abgetragen.

Entfestigung

Gleichzeitig began­nen die Befestigungsanlagen in der Mitte des 18. Jahrhunderts ihren mili­tä­ri­schen Wert zu ver­lie­ren, wes­halb Anfang des 19. Jahrhunderts mit der Entfestigung begon­nen wurde. Ende 1809 begann das Abtragen der Befestigungsanlagen. In der Neustadt gin­gen die Arbeiten schnell voran, da die Wälle der Stadt gehör­ten. In der Altstadt waren die Wallanlagen zum Teil in Privatbesitz. 1812 wur­den die Arbeiten vor­über­ge­hend ein­ge­stellt und fünf Jahre spä­ter fort­ge­setzt. Der Abriss des Pirnaischen Tores erfolgte 1820. 1830 war die Entfestigung abgeschlossen.

Bastionen und ihre Namen

Die Festungsbastionen tru­gen ursprüng­lich Namen, die August der Starke 1721 in römi­sche Götternamen ändern ließ:

Jungfernbastei –> Venus
Hasenberg –> Mars
Salomonisberg –> Jupiter
Seeberg –> Merkur
Wilscher Berg /​ Wilsdruffer Bastion –> Saturn
Baumschule –> Luna
Feuerwerksplatz –> Sol

Sichtbare Befestigungsanlagen

Erhaltene Teile der Befestigung sind die Brühlsche Terrasse mit dem Museum Festung Dresden, der Bärenzwinger, wel­cher seit Ende der 1960er Jahre als Studentenclub genutzt wird, die Reste des Pulverturms im Coselpalais und Teile der Bastion Luna im Zwinger. Teile der Dresdner Stadtmauer sind außer­dem im Untergeschoss des Gewandhauses, im  Palaisgarten und am Japanischen Palais erhalten.