Bauwerke des Danewerks

Die Thyraburg

Das Danewerk ver­fügte ehe­mals über drei Burgen, von denen noch die Thyraburg anhand des recht­ecki­gen, mit Bäumen bewach­se­nen Plateaus zu erken­nen ist. Außer der Grundfläche der aus Holz erbau­ten und damals von einem Graben umge­be­nen Burg zeugt nicht mehr viel von ihrem ehe­ma­li­gen Bestehen. Die Stelle befin­det sich an einer Landzunge, die in den inzwi­schen ver­lan­de­ten Dannewerk-​See hin­ein­ragt und vor­mals von einem Graben umge­ben war.

Die Thyraburg wurde nach Thyra Danebod, Mutter von Harald Blauzahn, benannt. Sie lebte von etwa 870 bis 935 und ver­an­lasste im 10. Jahrhundert den Ausbau der Wallburg. Errichtet wurde die Thyraburg als Befestigung am öst­li­chen Ende des Danewerks zwi­schen dem Nord wall und dem Hauptwall. Die Erbauungszeit datiert schät­zungs­weise auf das 13. Jahrhundert. Das von Menschenhand auf­ge­schüt­tete Plateau ist etwa 35 m breit, 45 m lang und bis zu 5,5 m hoch. Es wird in der Forschung davon aus­ge­gan­gen, dass auf dem Plateau eine höl­zerne Turmhügelburg stand.

Die Waldemarzeitliche Burg

Die frühe Burg

Das vor­ma­lige Bestehen einer wal­de­mar­zeit­li­chen Burg bei Rothenkrug wurde anhand his­to­ri­scher Berichte erforscht und die gewon­ne­nen Erkenntnisse 2015 ver­öf­fent­licht. 1583 wur­den erst­mals Ruinen eines Tores erwähnt. Die erste Vermutung des Bestehens einer Burg ist 1634 ver­zeich­net. Um 1720 wur­den diese Vermutungen bestä­tigt. Die Burganlage ent­stand offen­bar im 12. Jahrhundert. Von der Burg sind nur Reste der süd­li­chen Erdfront erhal­ten geblie­ben. Im frü­hen 19. Jahrhundert war der nörd­li­che Teil des Burgplateaus voll­stän­dig zer­stört und abgetragen.

Die spä­tere Schanze

Auf dem Plateau der unbe­nann­ten Burg ent­stand zwi­schen 1658 und 1660 eine Schanze, wel­che Verteidigungszwecken gedient hatte. Lange Zeit fand diese Schanze nur wenig Beachtung. Die Schanze wurde erst­mals um 1720 beschrie­ben. Sie befin­det sich west­lich des Ochsenwegs an der Kreisstraße 27 und nörd­lich des Hauptwalles nahe der 2022 abge­ris­se­nen Gaststätte Rothenkrug und des Danevirke Museums.

Der Schanzenbau wurde durch Kaiserliche Truppen fünf­eckig in Sternenform gen Norden aus­ge­führt. Von die­ser Schanze sind eben­falls nur noch wenige Reste erhal­ten. Der Plateaurest ist nörd­lich vom Danevirke Museum zu erken­nen. Er ragt augen­schein­lich aus dem Wall her­aus. Östlich zum Ochsenweg hin ist die Abgrenzung nur noch wage erkenn­bar. Die Schanze hatte ursprüng­lich einen Durchmesser von 75 m.

Der Kograben

In der zwei­ten Bauphase wurde der Kograben ange­legt. Dieser befin­det sich etwa 2 km süd­lich des Danewerks und ist dem Hauptwall vor­ge­la­gert. Er erstreckte sich auf einer Länge von, je nach Quelle, 6,5 bis 7,6 oder gar 9 km von der Rheider Au bei Kurburg bis an die Südspitze des Selker Noors an der Schlei. Er ist schnur­ge­rade, was eine früh­zeit­li­che, archi­tek­to­ni­sche Meisterleistung dar­stellt. Ursprünglich bestand die Anlage aus einem 2 m hohen und 7 bis 8 m brei­ten Erdwall, dem ein etwa 4 m brei­ter und 3 m tie­fer Spitzgraben vor­ge­la­gert war.

Auf der Seite zum Graben hin war die Böschung des Walls mit einer Holzpalisade ver­se­hen, die durch schräge Stützpfeiler zusätz­lich gesi­chert wurde. Nach neue­ren archäo­lo­gi­schen Untersuchungen mit­tels Radiokohlenstoffdatierung ist die Entstehung des Kograbens um 800 mög­lich. Dabei wird er mit dem Göttrikswall gleich­ge­setzt, der im Jahr 808 vom däni­schen Wikingerkönig Gudfred, auch Göttrik genannt, auf­grund krie­ge­ri­scher Auseinandersetzungen zwi­schen den Wikingern und den Franken unter Karl dem Großen ange­legt wurde. Gudfred regierte von 804 bis zu sei­ner Ermordnung 810 von Haithabu aus. Da diese spe­zi­elle Palisadentechnik aller­dings der Bauweise ähnelt, die erst viel spä­ter um 980 beim Bau däni­scher Ringburgen ange­wandt wurde, ist die genaue Bauzeit nur schwer rich­tig zu datie­ren. Dadurch kann auch keine klare Aussage über den Auftraggeber gege­ben werden.

Der Kograben als Schifffahrtsweg?

Der Kograben war mög­li­cher­weise Teil des Schifffahrtweges zwi­schen Nordsee und Ostsee. Da die Jütland-​Umschiffung als gefähr­lich galt, könnte für die Schifffahrt auch die Route über Eider, Treene, Rheider Au und Schlei genutzt wor­den sein. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Schiffe ab dem Selker Noor etwa einen Kilometer auf dem Trockenen gezo­gen wur­den, um auf dem wei­te­ren Weg bis zur Rheider Au den damals was­ser­füh­ren­den Kograben zu nut­zen. Dazu musste ein Höhenunterschied von 25 m bewäl­tigt wer­den. Weiterhin könnte der Kograben eine Schutzfunktion für den Handelsplatz Haithabu aus­ge­übt haben.

Erhaltungsgrad

Der Kograben ist nicht mehr voll­stän­dig erhal­ten, son­dern stel­len­weise unter­bro­chen. Ein nicht ganz 2 km lan­ges Stück ist zwi­schen der K30 /​ Rheider Weg und dem Ochsenweg sicht­bar. Ab der A7 ist der Kograben noch bis zur süd­li­chen Spitze des Selker Noors aus­zu­ma­chen. Grabungen zufolge setzte sich die Befestigung einst bis zur Treene west­lich von Hollingstedt fort. Damit war der Kograben sogar etwa 9 km lang. Heute ver­liert sich die Wallanlage in der Gegend des Ortes.

Der kurze Kograben

Etwa 300 m wei­ter süd­lich vor der Rheider Au war dem Kograben der Kleine Kograben oder auch der Kurze Kograben vor­ge­la­gert. Der Kurze Kograben wurde mög­li­cher­weise bereits vor dem Kograben errich­tet. Er soll 2 m tief und 7,5 m breit gewe­sen sein. Seine spär­li­chen Überreste wur­den 1841 ent­deckt. Er erstreckte sich über eine Länge von 700 m und wurde im Jahre 1936 beim Bau des Flugplatzes voll­stän­dig eingeebnet.

Der Margarethenwall

Je nach Quellenlage war der Margarethenwall etwa 3,3 km oder 4,5 km lang und 30 m breit. Er wurde in meh­re­ren Bauphasen errich­tet und ver­band den Hauptwall mit dem Halbkreiswall um Haithabu. Der erste Bauabschnitt wurde um 968 aus­ge­führt, dar­auf las­sen ana­ly­sierte Holzfunde schlie­ßen. Zu genau jener Zeit regierte König Harald Blauzahn. Bei Ausgrabungen wurde ein drei­pha­si­ger Wallaufbau festgestellt.

Der erste Wallbau war 13 m breit und 4 m hoch. Der zweite Wall war 17 m breit und 5 m hoch. Der dritte Wall schließ­lich erreichte eine Breite von 20 m und eine Höhe von bis zu 6,5 m. Außerdem ver­fügte der dritte Wallbau einen 2 m tie­fen und 5,5 m brei­ten Wehrgraben. Eine Datierung für den Bau der drit­ten Ausführung konnte bis­lang noch nicht durch­ge­führt werden.

Der Margarethenwall hatte die Funktion eines Verbindungswall inne. Nordöstlich der Thyraburg traf er auf den Hauptwall und begann vor­mals am Ufer des zwi­schen­zeit­lich längst ver­lan­de­ten Dannewerker Sees. An die­sem Übergang war er auf einer Länge von unge­fähr 800 m als Doppelwall ange­legt und ver­lief danach wei­ter als ein­fa­cher Wall gen Osten.

Der Doppelwall ent­stand in zwei Bauphasen. Der erste Wallbau erfolgte 968 und war 13 m breit und 2 m hoch. In der zwei­ten Bauphase wurde der Wall 18 m breit aus­ge­führt. Dazu exis­tierte gen Süden ein Vorwall von 11 m Breite und 2 m Höhe, der wohl bereits um 860 ange­legt wor­den war. Im Bereich des Doppelwalls kurz vor dem Haithabuer Halbkreiswall gibt es eine kleine Lücke, die den Gegebenheiten des Originalbaus ent­spricht. An die­ser vor­mals beson­ders feuch­ten Stelle wurde das Wallbauwerk mit einem damm­ar­ti­gen Holzunterbau ver­se­hen. Der Fällzeitraum des Holzes wurde auf 964 ⁄ 965 bestimmt.

Nördlich des Doppelwalls sind einige wenige Reste des zusätz­lich errich­te­ten Bogenwalls sicht­bar. Dieser befin­det sich in einem schlech­ten Erhaltungszustand. Der Margarethenwall selbst ist größ­ten­teils recht gut erhal­ten. Vom Halbkreiswall Haithabu bis zur B77 ver­läuft er über etwa 300 m, gefolgt von einer kur­zen Unterbrechung. Ab der Straße Bergholm in Busdorf ist er bis zur Autobahn A7 erhalten.

Die Margarethenwallstraße sowie kurz dar­auf ein Waldweg, eine Verlängerung der Straße Dannewerkredder, unter­bre­chen den Margarethenwall wie­der­holt. Auf der ande­ren Autobahn-​Seite in Richtung Hauptwall ist der Margarethenwall für das geübte Auge noch auf einer Viehweide zu erah­nen, ver­liert sich dann jedoch schnell.

Busdorfer Schlucht

Neben der Unterbrechung durch den Autobahnbau ver­fügt der Margarethenwall über eine natür­li­che Unterbrechung: Die “Busdorfer Schlucht” unge­fähr in der Mitte des Walls ist ein tro­cken­ge­leg­ter Teil des Busdorfer Teiches. An die­ser Stelle ist der größte Höhenunterschied des Danewerks zu über­win­den. Hier wird der Wall auch Reesendamm genannt.

Der Verbindungswall könnte sei­nen Beinamen von einer der bei­den däni­schen Königinnen Margarete Sambiria “Swarte Gret” († 1282) oder Margarethe I. († 1412) erhal­ten haben. Auch wenn der Baubeginn des Walls, aus­ge­hend vom frü­he­ren Sterbejahr von “Swarte Gret”, min­des­tens drei­hun­dert Jahre zurück­da­tiert, könnte er spä­ter zur Erinnerung an sie ver­ge­ben wor­den sein. Eine Befestigung bei Missunde trug eben­falls den Namen Margarethenwall, stand mit dem Danewerk aber in kei­ner Verbindung.

Der Ochsenweg

Da der Abstand zwi­schen Nordsee und Ostsee im Bereich der Schleswigschen Landenge am kür­zes­ten war, wur­den Handel und Verkehr über die Halbinsel geführt. Das Danewerk über­nahm auch hier­für eine Schutzfunktion. Es besaß, wie zunächst ange­nom­men wurde, ledig­lich ein Tor, das Wieglesdor, durch wel­ches der Grenzverkehr über den Ochsenweg, des­sen däni­scher Name Hærvejen (deutsch: Heerweg) lau­tet, führte. Entgegen dem däni­schen Namen wurde der Weg nur sel­ten als Marschroute genutzt. Vielmehr wurde dar­über der Viehhandel abge­wi­ckelt, wor­aus der deut­sche Name resul­tiert. Zur Abkürzung wurde der Heer- oder auch Ochsenweg spä­ter etwas in öst­li­che Richtung ver­legt. Die Route des Ochsenweges führte von Viborg in Dänemark nach Hamburg und Wedel.

Heute ist der Ochsenweg im Bereich des Danewerks ein Stück iden­tisch mit einer Straße, die am mitt­ler­weile abge­ris­se­nen Gasthof Rothenkrug vor­über­führt. Hauptsächlich bie­tet sich das Bild eines brei­te­ren Feld- und Wiesenweges, der teil­weise durch die Anlage des Flugplatzes Jagel zer­stört wurde. Nahe der Tweebargen sind an einem klei­nen Parkplatz über­manns­große Ochsenhörner zu finden.

Das Wieglesdor

Das Wieglesdor wurde einst als die ein­zige Passage durch das Danewerk dar­ge­stellt. Es diente vor allem der Abwicklung des Grenzverkehrs. Weitere urkund­li­che Bezeichnungen waren Weglaßthor, Heggedor, Heckenthor oder Hegthor. Das Wieglesdor wurde in den Reichsannalen von 808 sowie in einem Bericht nach Adam von Bremen im Jahre 974 genannt und war ver­mut­lich bis um 1200 in Nutzung, bevor es ver­füllt wurde.

Im August 2010 wurde ver­kün­det, dass bei archäo­lo­gi­schen Grabungen das lange ver­schol­lene Wieglesdor gefun­den wurde. Der Fundort deckte sich mit Vermutungen über die Lage des Tores. Dem vor­aus­ge­gan­gen war, dass 2008 ein ehe­ma­li­ges Café abge­ris­sen wurde, das einst auf dem heu­ti­gen Parkplatz des Danevirke Museums stand. Bei Ausgrabungen im Wall hin­ter dem ehe­ma­li­gen Standort des Cafés wurde zunächst ein Teilstück der alten Feldsteinmauer frei­ge­legt, bis ein unge­fähr 6 m brei­ter Durchlass gefun­den wurde. Eine Zollstation sowie eine Schänke mit Bordell sol­len sich dane­ben befun­den haben.

Weitere Tore im Danewerk

Mittlerweile konn­ten archäo­lo­gi­sche Befunde auf­zei­gen, dass das Danewerk nicht nur über ein, son­dern über meh­rere Tore ver­fügt hatte. Für den Kograben sind gleich zwei Tore bekannt. Ein Tor wurde bereits 1936 ent­deckt, als bei Erdarbeiten auf dem Flugplatz Jagel eine 36 m breite Lücke ohne Spuren von einem Wall oder Graben frei­ge­legt wor­den ist. An die­ser Stelle querte die Alte Landstraße den Kograben und kreuzte im wei­te­ren Verlauf den Margarethenwall, wes­halb auch in die­sem ein Tor ver­mu­tet wird.

Das zweite, deut­lich klei­nere Tor wurde 1972 öst­lich des Flugplatzes wäh­rend des Ausbaus der Autobahn gefun­den. Hier querte ein Feldweg den Kograben. Die Lücke ohne Wallspuren ist an die­ser Stelle etwa 4 m breit. Aufgrund der bei­den Tore ist es aller­dings frag­lich, ob der Kograben frü­her tat­säch­lich was­ser­füh­rend gewe­sen sein konnte. Im Osterwall, der vom Ochsenweg gequert wird, befand sich ein wei­te­res Tor.

Das Schlei-​Sperrwerk

Das Schlei-​Sperrwerk, gele­gen an der Großen Breite an der Halbinsel Reesholm gegen­über von Stexwig an der ehe­ma­li­gen Insel und heu­ti­gen Untiefe Kockbarg, ent­stand als Seesperrwerk in der ers­ten Bauphase des Danewerks. Es wurde im 8. Jahrhundert errich­tet und war zwi­schen mehr als 900 m und etwa 1.200 m lang. Ungefähr 5 x 5 m große Blöcke aus Holzplanken wur­den im Boden der Schlei ver­an­kert und rag­ten aus ihr her­aus. Damit wurde ver­mut­lich eine alte Furt bei Borgwedel abge­sperrt und gleich­zei­tig eine bestehende Lücke in der Landesverteidigung geschlossen.

Anhand den­dro­chro­no­lo­gi­scher Untersuchungen konnte die Bauzeit die­ses bemer­kens­wer­ten Sperrwerkes auf die Zeit um 737 bis 740 datiert wer­den. Es wurde zwi­schen 1925 und 1928 eher zufäl­lig bei Baggerarbeiten in der Schlei ent­deckt, erhielt aber nicht die erfor­der­li­che Aufmerksamkeit. Erst 1992 wurde diese Stelle der Holzbalkenfunde wie­der­ent­deckt und genauer unter­sucht. Ergebnis der dama­li­gen Forschungen war unter ande­rem, dass das Sperrwerk in frü­he­rer Zeit begeh­bar und sogar mit Gebäuden bebaut war. Heute lie­gen die Überreste unter Wasser.

Die Tweebargen

Nordwestlich vom Flugplatz Jagel befin­den sich am Kograben die Tweebargen. Die zwei Hügelgräber gehö­ren zu einer Kette von Grabhügeln, die einst aus mehr als 80 Monumenten ent­lang des Ochsenwegs am Danewerk bestand. Erhalten sind vier Grabhügel west­lich des Ochsenweges. Die Grabhügel der Tweebargen haben einen Durchmesser von 35 m. Sie ste­hen unter Denkmalschutz und sind 4,20 bzw. 4,40 m hoch und über einen Zwiebackweg genan­nen Weg über den Kograben zu errei­chen. Die bei­den klei­ne­ren Grabhügel befin­den sich einige Meter nord­west­lich bezie­hungs­weise süd­öst­lich entfernt.

Der Sage nach soll der legen­däre König Dan von Dänemark in einem der Tweebargen-​Hügel auf sei­nem Königsstuhl sit­zend zusam­men mit sei­nem Pferd in einer Felsenkammer begra­ben sein. So erklärt sich auch der Beiname Danhöje oder dänisch Danhøje. Aber auch in Eiderstedt bei Tönning gibt es solch einen Erdhügel mit Höhle, über den genau diese Sage erzählt wird. Darin sitzt König Dan mit sei­ner Gefolgschaft. Ein zum Tode ver­ur­teil­ter Soldat war beauf­tragt zu berich­ten, was er in der Höhle sähe. Er traf auf den schla­fen­den König Dan, dem sein Bart mitt­ler­weile lang gewach­sen war. König Dan trug dem Soldaten auf zu berich­ten, er werde zur rech­ten Zeit wie­der­kom­men und Hilfe brin­gen, und der König, wel­cher den Soldaten in die Höhle schickte, werde dann über die ganze Welt herrschen.

Das kommt bekannt vor? Schon mal so ähn­lich gehört? König Friedrich I., genannt Barbarossa, sitzt schla­fend mit lang gewach­se­nem Bart im Kyffhäuser und will eben­falls wie­der­kom­men, wenn sein Volk ihn braucht.

Die Waldemarsmauer

Die Waldemarsmauer ist eine Ziegelmauer, die auf Anordnung von König Waldemar I. dem Großen etwa ab 1165 errich­tet wurde, Höhepunkt und Endphase der Danewerk-​Bautätigkeiten. Sie sollte der Verstärkung des Hauptwalls die­nen. Vermutlich han­delt es sich bei der Mauer um die älteste ihrer Art in Nordeuropa.

Ursprünglich umfasste die Waldemarsmauer eine Länge von, je nach Quellenlage, rund 3,5 bis 4,5 km, eine Höhe von 5 bis 7 m und eine Breite von bis zu 1,8 m. Sie besaß Zinnen und einen Wehrgang aus Holz, der seit­lich an der Maueroberkante vor­bei lief. Ihr vor­ge­la­gert war zum Schutz ein 15 bis 22 m brei­ter und zwei­ein­halb Meter tie­fer Graben. Der dahin­ter lie­gende Wall war 18 m breit und 4 m hoch. Beim Tod von König Waldemar I. war der Bau der Mauer noch nicht been­det. Ob ihr Bau jemals tat­säch­lich fer­tig gestellt wurde, bleibt offen.

Abtragung der Waldemarsmauer

Nachdem das Danewerk auf­ge­ge­ben wurde, wur­den große Teile der Waldemarsmauer abge­tra­gen und ihre Ziegel noch bis ins zei­tige 19. Jahrhundert als Baumaterial genutzt. Möglicherweise wur­den auch beim Bau von Schloss Gottorf in Schleswig Steine aus der Waldemarsmauer ver­wen­det. Der Großteil der erhal­te­nen Überreste der Waldemarsmauer befin­det sich etwa 100 m vom Danevirke Museum ent­fernt. Das etwa 50 m lange Mauerstück wurde 1863 frei­ge­legt, als ein Teil des Hauptwalls zu der mili­tä­ri­schen Schanze 14 umge­baut wurde. Auch im Wall west­lich der K39 von Dannewerk in Richtung Ellingstedt sind klei­nere Mauerreste zu sehen.

Restauration der Waldemarsmauer

Die Reste der Waldemarsmauer wur­den ab 2006 bis 2008 umfang­rei­chen Sanierungs- und Sicherungs arbei­ten unter­zo­gen. Ein extra dafür auf­ge­stell­tes Schutzzelt wurde 2008 offen­bar zu zei­tig wie­der abge­nom­men, wes­halb die not­wen­di­gen che­mi­schen Reaktionen im Zuge der Mauersanierung nicht voll­stän­dig ablau­fen konn­ten. Noch im glei­chen Jahr begann der neu ein­ge­brachte Kalkmörtel zu brö­ckeln und im Herbst 2015 war der Mörtel voll­kom­men aus­ge­wa­schen. Letztlich befand sich die Waldemarsmauer in einem schad­haf­te­ren Zustand als vor der Sanierung.

Der Krummwall

Der Krummwall wurde auf einer Länge von etwa 6,5 km errich­tet. Er ver­band den süd­west­li­chen Teil des Hauptwalles mit Hollingstedt und gilt als unmit­tel­bare Fortsetzung des Hauptwalls an der Schanze 19, stellt jedoch keine bau­li­che Einheit in sich dar. Der Krummwall war teils mit und teils ohne Palisadenwall erschaf­fen wor­den. An ver­schie­de­nen Stellen konn­ten ins­ge­samt bis zu drei Bauphasen nach­ge­wie­sen werden.

Der bis zu 2,5 m hohe Krummwall ist mitt­ler­weile nicht mehr kom­plett erhal­ten. Wegdurchschnitte und Einebnungen kenn­zeich­nen sei­nen Gesamtverlauf. Wallreste haben sich auf jenen Flächen erhal­ten, die auf­grund von moo­ri­gem Untergrund in Verbindung mit einem hohen Grundwasserstand für den Ackerbau unge­eig­net sind. Der Name Krummwall geht ver­mut­lich auf seine kur­vige, nicht gerad­li­nige Ausführung zurück. Bereits im 17. Jahrhundert wurde er als „Krumbwal“ bezeichnet.

Ende des Krummwalls

Die Wallanlage des Krummwalls ist bis zur Ortschaft Morgenstern ziem­lich gut erforscht. Noch nicht ein­deu­tig erwie­sen ist, ob der Krummwall bis zur Treene in Hollingstedt aus­ge­baut wor­den ist. Möglicherweise endete er bereits öst­lich der Gehöftgruppe Matzenkamp in den Wiesen auf dem Flurstück Achterwall. Dort ist der Wall 20 m breit und es konn­ten drei Bauphasen fest­ge­stellt werden.

Die in den his­to­ri­schen Quellen nie­der­ge­schrie­be­nen Aussagen über den Ausbau des Krummwalls bis Hollingstedt gehen auf jahr­hun­der­te­lang münd­lich über­lie­ferte Berichte der Bevölkerung zurück. Als die älteste schrift­li­che Quelle ist ein Schriftstück vom Husumer Caspar Danckwerth bekannt, wel­cher 1652 die “Newe Landesbeschreibung der zwey Herzogthümer Schleswich und Holstein zus­ambt vie­len dabeij gehö­ri­gen Newen Landkarten” ver­öf­fent­lichte und eben jenen Ausbau des Krummwalls bis zur Treene in Hollingstedt beschrieb.

Hollingstedts Umwallung

Schon um 1641 wurde Hollingstedt auf meh­re­ren Karten mit einer Umwallung dar­ge­stellt, wobei die Forschung noch kei­nen defi­ni­ti­ven Nachweis für die­sen Ausbau erbrin­gen konnte. Ein Grund könnte sein, dass, wie eben­falls in der his­to­ri­schen Quelle von Danckwerth über­lie­fert ist, das Wallstück schon im Mittelalter abge­tra­gen wor­den ist, um den Wallgraben auf­zu­fül­len. Diese Aussage wird in einer Beschreibung aus dem frü­hen 18. Jahrhundert wiederholt.

In der Wikingerzeit war Hollingstedt der Nordseehafen von Haithabu, im spä­te­ren Mittelalter der von Schleswig. Im Laufe der Jahrhunderte ver­än­derte sich die Landschaft durch natür­li­che Einflüsse und mensch­li­che Eingriffe. So lässt sich auch erklä­ren, dass die noch bis ins Hochmittelalter bis Hollingstedt schiff­bare Treene heute teils ver­lan­det, teils als Auenlandschaft erhal­ten ist. Möglicherweise war Hollingstedt als wich­ti­ger Umschlagplatz für den Ost-​West-​Handel ebenso in das Verteidigungssystem des Danewerks ein­be­zo­gen wie Haithabu.

Hollingstedt ist gewach­sen und dem­entspre­chend über­baut wor­den. Etwas west­lich von Schlott ist eine leichte Bodenerhebung erkenn­bar, die in einen Feldweg über­geht und am Treene-​Deich endet. Es könnte sich hier­bei ver­mut­lich um den süd­li­chen Arm der Umwallung Hollingstedts und damit um die Fortsetzung des Krummwalls han­deln. Bereits 1841 wurde fest­ge­stellt, dass meh­rere Häuser auf dem nach Norden füh­ren­den abge­flach­ten Wall stün­den, der nörd­lich vom Ort am Wiesenweg endet. Damit könnte ein Anzeichen für den nörd­li­chen Arm der Hollingstedt-​Umwallung vor­lie­gen. Was dem­nach noch aus­steht, ist eine umfas­sende Untersuchung die­ser weni­ger als einen hal­ben Meter hohen Erhebungen.

Der Nordwall

Der Nordwall wurde um 1720 erwähnt und ist erst­mals 1757 auf einer Karte zu fin­den. 1842 wurde er in ein­schlä­gi­ger Literatur als Alter Wall bezeich­net. Einst auf einer Länge von etwa 1.600 m ange­legt, ist er heute nur noch über rund 700 m vor­han­den und stark ver­flacht. Der Nordwall ver­lief fast gerade vom Westende der Schlei bis zum ver­lan­de­ten Danewerker See. Noch recht gut zu erken­nen ist der Nordwall beid­seits der Straße Holzredder in Schleswig auf einer Weide.

Ausgrabungen fan­den sowohl in den frü­hen 1930er als auch wie­der­holt in den zei­ti­gen 1970er Jahren statt. Dabei wurde rekon­stru­iert, dass der Nordwall ursprüng­lich zwi­schen 14 und 15 m breit war. Zum Teil war der Wall mit Holzpfosten an der Frontseite ver­stärkt und im Bereich des Pulverholzbaches mit einem mas­si­ven Rahmenwerk aus Eichenholz. Davor lag ein 3 m brei­ter Absatz und wie­derum davor ein 5 m brei­ter und 3 m tie­fer Wehrgraben. Anhand den­dro­chro­no­lo­gi­scher Untersuchungen konnte eine Entstehungszeit um 737 bestimmt werden.

Der Osterwall

Einige Kilometer ent­fernt nahe Eckernförde befand sich der Osterwall (dänisch: Østervold), der mit dem eigent­li­chen Danewerk in kei­ner direk­ten bau­li­chen Verbindung stand. Der Osterwall bil­dete damals den öst­li­chen Teil der gigan­ti­schen Schutzanlage. Besondere Bedeutung kam dem Osterwall zu, da er nicht nur ins Verteidigungssystem des Danewerks inte­griert war, son­dern gleich­zei­tig auch Bestandteil wei­te­rer Verteidigungsanlagen an der jüt­län­di­schen Landenge war.

Der Osterwall erstreckte sich über etwa 3,5 km und er reichte vom Windebyer Noor bei Eckernförde im Osten bis zur Großen Breite der Schlei im Westen. Er diente der Sicherung der Halbinsel Schwansen und ver­hin­derte zusätz­lich eine Umgehung der Hauptwälle des Danewerks zwi­schen Haithabu und Hollingstedt. Einst war er bis zu 3,5 m hoch und bis zu 7,5 m breit. Der Osterwall wird von einem Hohlweg gequert, der älter als der Wall selbst ist.

Die Entstehungszeit des Ostwalls, wie er auch genannt wird, wird im Zeitraum von etwa 700 bis um das Jahr 737 ver­mu­tet. Archäologische Ausgrabungen zwi­schen 1972 und 1981 erga­ben, dass die Aufschüttung des Walls offen­bar in zwei Bauphasen erfolgte und der Wall aus zwei Abschnitten bestand. Zunächst ent­stand um 700 der öst­li­che Abschnitt nahe des Windebyer Noors. Hier hatte der Osterwall einen zusätz­li­chen Graben erhal­ten. Der west­li­che Bereich des Osterwalls an der Großen Breite wurde auf 737 datiert. In die­sem Bereich konnte eine frü­here höl­zerne Palisade nach­ge­wie­sen wer­den. Der Osterwall ver­fügte wei­ter­hin über ein Tor. An die­ser Stelle, an wel­cher ein Weg gekreuzt wurde, ver­lau­fen die bei­den Wallenden ein Stück neben­ein­an­der, so dass sich ein Versatz ergab.

Der Osterwall wurde nach der Wikingerzeit jedoch nicht wei­ter aus­ge­baut und ist heute nur stel­len­weise und extrem abge­flacht noch zu erken­nen. Sichtbare Abschnitte von einer Höhe von bis zu 3 m befin­den sich zwi­schen Kochendorf und Möhlhorst sowie in einem Waldstück in Dürwade. In Kochendorf wurde der Wall teil­weise über­baut. In der Nähe des Osterwalls konn­ten sechs wei­tere Kurzwälle aus­ge­macht wer­den. Diese sind teil­weise nur durch Luftaufnahmen über­haupt noch erkenn­bar. Ihre Funktion sowie ihre even­tu­elle Verbindung zum Osterwall konn­ten bis­lang noch nicht erforscht wer­den. Nebenwälle gibt es in Christianshöh und in Schnaap. Nördlich des Bültsees ver­läuft über 1,4 km ein Nebenwall par­al­lel zum Osterwall.

Weitere Wälle

Alter Wall auf Reesholm

Auf der Halbinsel Reesholm war mit dem 270 m lan­gen Alten Wall ein wei­te­rer Wall mit Schutzfunktion vor­han­den. Er sicherte eine Furt bei Stexwig.

Stummes Werk

Eine erste Eintragung des etwa 860 m lan­gen Stummen Werks auf einer Karte erfolgte 1757. Es trifft im Westen auf den heute tro­cke­nen Dannewerker See und geht im Osten in den Nordwall über. Der noch unda­tierte Bau wurde so aus­ge­rich­tet, dass er zum Schutz gegen Angriffe aus Richtung Norden diente. Heute ist das Stumme Werk sehr stark ver­schleift und dadurch schwer auszumachen.

Wälle im Thiergarten von Schleswig

Im bewal­de­ten ehe­ma­li­gen Thiergarten von Schloss Gottorf in Schleswig befin­den sich zwei Wallzüge, die bis­lang noch unda­tiert und nicht kon­kret zuor­den­bar sind. Sie sind jeweils etwa 400 m lang und ver­fü­gen über nach Westen vor­ge­la­gerte Gräben.


Vorherige Seite: Danewerk | Dänischer Grenzwall

Nächste Seite: Die Reaktivierung des Danewerks

Last Updated on 11. Februar 2024 by Sachsens Schlösser

Veröffentlicht in Scriptorium.