Schloss Hoheneck
An der Stalburg 6
09366 Stollberg
Historisches
Schloss Hoheneck wurde 1244 erstmals unter Hugo von Staleburc urkundlich erwähnt und vermutlich um 1200 als mittelalterliche Grenzfeste Stal(e)burc erbaut. Erkenbert IV. von Tegkwitz, Burggraf von Staleburgk, nannte die Burg 1278 sein Eigen. Die Herren von Schönburg übernahmen das Gebiet um 1300 und verkauften es 1367 an den König Karl IV. von Böhmen. 1459 ging die Staleburg als böhmisches Lehen an Sachsen über. 1473 erwarb Dietrich IV. von Schönberg, seinerzeit Bischof von Meißen, zusammen mit seinen Neffen Heinrich und Caspar von Schönberg die Burg und die Herrschaft Stollberg.
1564 kaufte Kurfürst August I. das Schloss, welches im 16. Jahrhundert auf den Grundmauern der Staleburg errichtet worden war, und funktionierte es zum Jagdschloss um. Schon drei Jahre später verlor der Kurfürst das Interesse an seinem Jagdschloss in Stollberg und wandte sich dem Bau des Jagdschlosses Augustusburg zu. 1602 wurde das Jagdschloss Stollberg durch einen Brand zerstört. Zwischen 1606 und 1609 wurde das neue Amtshaus im vorderen Teil des Schlosses errichtet. Eine erneute Zerstörung erfuhr das Schloss Stollberg im Dreißigjährigen Krieg zwischen 1618 und 1648.
Im 17. Jahrhundert wurde das Schloss als Untersuchungsgefängnis genutzt. Dazu wurde ein neuer Bergfried errichtet, der heutige Uhrenturm. Durch den Standort des Bergfrieds im Hohen Eck entstand der Name Hoheneck. Erstmals tauchte der Name Hoheneck 1704 als amtliche Bezeichnung auf, zwei Jahre später wurde er als Bezeichnung für das Schloss eingeführt. Das neue Amtshaus entstand 1812. Das 1815 wieder aufgebaute Schloss beherbergte bis 1856 das Rentamt und das Justizamt Stollberg.
1862 wurde das Schloss Hoheneck abgetragen und an gleicher Stelle eine Königlich-sächsische Weiberzuchtanstalt eröffnet. Das heutige Gebäudeensemble hat somit nichts mit dem früheren Schloss zu tun und der Name Schloss Hoheneck wird im Prinzip fälschlicherweise für den Nachfolgebau verwendet.
1886 wurden die inhaftierten Frauen ins Zuchthaus Waldheim verlegt, damit Hoheneck umfangreichen Erweiterungsbauten unterzogen werden konnte. Nunmehr konnten auch Männer in Hoheneck inhaftiert werden. In Zeiten der beiden Weltkriege diente es vorübergehend auch als Reservelazarett. Der Westflügel und die Hälfte des Nordflügels der Haftanstalt Hoheneck entstanden ab 1862. Der Südflügel, der Ostflügel und die andere Hälfte des Nordflügels sowie die vorgelagerten Wirtschaftsgebäude wurden zwischen 1885 und 1888 aus Erweiterungsbauten ausgeführt.
Nebengebäude und bauliche Anlagen
Wirtschaftsgebäude der Anlage befinden sich sowohl innerhalb der Umfassungsmauern als auch außerhalb. Innerhalb der Mauern stehen die zwischen 1885 und 1888 errichteten Wirtschaftsgebäude, die als Wäscherei und Krankenstation genutzt wurden. Außerhalb der Mauern befinden sich das Pförtnergebäude, das Beamtenwohnhaus sowie das Wachgebäude, die allesamt aus dem 20. Jahrhundert stammen. Das Pförtnergebäude wurde 1964 erbaut, das Beamtenwohnhaus 1928 und das Wachgebäude 1930. Letzteres erhielt nach 1990 zwei große Metalltore und Nato-Stacheldraht im Eingangsbereich.
Ehemalige Gebäude des Komplexes waren das 1955 erbaute Kulturhaus, das um 1850 entstandene und 2012 abgerissene Wohn-Wirtschaftsgebäude, welches ein baulicher Überrest der Schlossanlage von vor 1862 war, sowie ein Freibad, das vor 2015 abgebrochen wurde und nur noch in Resten vorhanden ist.
Die Umfassungsmauer ist 415 Meter lang und zwischen 4 und 7 Meter hoch. Sie besteht aus Ziegelsteinen, die mit Glasscherben versetzt ist. Im Westen und Norden befinden sich zwei Wachtürme, die im 20. Jahrhundert erbaut worden waren.
Nach 1945
Zu DDR-Zeiten wurde der Nachfolgebau von Schloss Hoheneck als Frauengefängnis genutzt und erlangte durch die unmenschlichen Haftbedingungen seinen berühmt-berüchtigten Ruf. Die ersten Insassinnen wurden aus den Speziallagern Bautzen und Sachsenhausen nach Hoheneck verlegt. Das für 600 Gefangene ausgelegte Gefängnis war zu diesem Zeitpunkt mit über 1.100 Insassinnen vollkommen überbelegt. In Hoheneck saßen vor allem aus politischen Gründen inhaftierte sowie straffällig gewordene Frauen ein. Nach dem Fall der Mauer erfolgte im November 1989 eine Amnestie für die letzten politischen Häftlinge der DDR.
Nachwendezeit
Im April 2001 wurde das Gefängnis geschlossen, welches nach 1990 als einziges Frauengefängnis in Sachsen weitergenutzt worden war und ab 1994 auch männliche Strafgefangene aufgenommen hatte. Der Freistaat verkaufte Schloss Hoheneck Mitte 2003 an einen privaten Investor. Die geplante Umnutzung zu einem Freizeit- und Erholungskomplex scheiterte einerseits am Widerstand von Opferverbänden, andererseits traten wirtschaftliche Schwierigkeiten auf. Im Jahr 2014 erwarb die Stadt Stollberg das Schloss zurück.
Heutige Nutzung
Auf Voranmeldung finden Führungen statt. Das gesamte Gelände umfasste ursprünglich an die 25 Gebäude, von denen zu Beginn des Jahres 2012 einige abgetragen wurden. Archäologische Grabungsarbeiten, bei denen unter anderem Mauern aus dem 17. Jahrhundert wiederentdeckt wurden, dauern fort. Das künftige Konzept sieht eine räumlich getrennte Nutzung als Gedenkstätte, Freizeitreff und Begegnungsstätte mit Übernachtungsmöglichkeiten vor. Das Konzept soll in Zusammenarbeit von Eigentümer, Stadt und Opferverein umgesetzt werden.
2015 wurde eine Gedenkstätte mit original erhaltenem Zellentrakt im Südflügel eingerichtet, 2017 eröffnete die interaktive Lern- und Erlebniswelt „Phänomenia“ im Nordflügel von Schloss Hoheneck. Weitere Pläne sehen im Westflügel eine Gedenkstätte zur historischen Einordnung des SED-Unrechts und zur Würdigung der Opfer vor.
Bodendenkmalschutz
Die ältesten Teile der einstigen Höhenburg wurden Mitte 1970 unter Bodendenkmalschutz gestellt.
(Fotos: Oktober 2022)
Last Updated on 27. Dezember 2023 by Sachsens Schlösser