Colditz: Burg & Schloss Colditz

7. August 2012 Aus Von Sachsens Schlösser

Burg & Schloss Colditz

Schlossgasse 1
04680 Colditz

Historisches

Für das Jahr 1046 ist eine Ersterwähnung ei­nes Burgwards in ei­ner Schenkungsurkunde be­zeugt. Aus ei­ner zwei­ten Schenkungsurkunde von 1084 geht als neuer Besitzr Wiprecht von Groitzsch her­vor, der den Ausbau zur Burg vor­an­trieb. Im 12. Jahrhundert ge­langte die Burg Colditz an Thimo I. von Colditz, wel­cher den Besitz als Lehen an den böh­mi­schen König über­trug. Der Meißner Markgraf Wilhelm der Einäugige er­warb ei­nen Teil der Colditzer Herrschaft 1396 und ei­nen wei­te­ren Teil der Colditzer Herrschaft 1404. 1429 wurde die Burg durch die Hussiten zer­stört und 1464 un­ter Kurfürst Ernst wie­der aufgebaut.

Die Burg Colditz er­litt in ei­nem Stadtbrand, ver­ur­sacht durch ei­nen Bäcker, im Jahre 1504 schwere Schäden. Ab 1506 und nach 1520 wurde die Burg Colditz in zwei Bauphasen im Stil der frü­hen Renaissance um­ge­baut und er­wei­tert. 1566 be­auf­tragte Kurfürst August wei­tere Umbauten, um das Schloss als Wohnschloss zu nut­zen, doch die Arbeiten be­gan­nen erst 1582. Unter Kurfürst Christian I. wurde der Bereich des Zwingers zu Lustgärten ausgebaut.

Kurfürstin Sophie nutzte Schloss Colditz zwi­schen 1602 und 1620 als Witwensitz und führte die Baumaßnahmen fort. Unter an­de­rem ent­stand in ih­rem Auftrag ein Weinberg mit ei­ner Treppenanlage und meh­re­ren Grotten. Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, oft­mals bes­ser be­kannt als August der Starke, nutzte als letz­ter säch­si­scher Herrscher Schloss Colditz für seine Jagdgesellschaften. 1787 wurde das Inventar ver­kauft und 1800 der Tiergarten in ei­nen Staatsforst umgewandelt.

Ab 1803 wurde das Schloss als Arbeitshaus ge­nutzt. Hier soll­ten Randgruppen der Gesellschaft zur Arbeit er­zo­gen wer­den. 1829 er­folgte eine Umnutzung als Landesversorgungsanstalt für un­heil­bar Geisteskranke. Der wohl be­kann­teste Patient war Ludwig Schumann, ein Sohn Robert Schumanns. Anstelle der Stall- und Wirtschaftsgebäude wurde 1864 ein Krankenhaus-​Neubau er­rich­tet. Die Landespflegeanstalt schloss 1924. Ab 1926 wurde im Schloss Colditz die ein­zige in Sachsen exis­tie­rende Landeskorrektionsanstalt ein­ge­rich­tet. Hier wur­den über­wie­gend mehr­fach ver­ur­teilte Bettler und Landstreicher untergebracht.

Von 1933 bis 1934 er­folgte un­ter den Nationalsozialisten eine Umnutzung des Schlosses als Schutzhaftlager. Von 1936 bis 1937 diente Schloss Colditz als Lager des Reichsarbeitsdienstes und ab 1938 wie­der als Landes-​Heil- und Pflegeanstalt mit ei­ner zwei­fel­haf­ten Umsorgung der Patienten. Ab Herbst 1939 wurde ein Kriegsgefangenenlager für Offiziere ein­ge­rich­tet. Im April 1945 ge­lang die Befreiung der Insassen durch ame­ri­ka­ni­sche Soldaten.

Schon 1523 gab es ei­nen Tiergarten, wel­cher di­rekt an Schloss Colditz an­grenzte und ei­ner der ers­ten Tiergärten über­haupt in Deutschland war. Unter Kurfürst Christian I. wurde er 1587 und 1591 er­wei­tert. In ihm lebte Damwild und Rotwild, wel­ches in ei­ge­nen Jagden ge­schos­sen wurde. 1591 be­gan­nen Bauarbeiten für ein Lusthaus, wel­ches von ei­ner Vielzahl von Teichen, Wasserspielen und ei­nem Küchengebäude um­ge­ben war. 1624 wurde der Tiergarten un­ter Johann Georg I. noch ein­mal er­wei­tert. Ab 1800 wurde der Tiergarten zum Staatsforst um­ge­wan­delt. Das Lusthaus wurde we­gen Baufälligkeit abgerissen.

Das Fürstenhaus stammt aus der Bauzeit zwi­schen 1460 und 1520. Die Schlosskapelle ba­siert auf ei­nem Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert. Das stadt­sei­tige Torhaus stammt aus dem frü­hen, die Steinbrücke aus dem spä­ten 16. Jahrhundert und das Beamtenhaus wurde 1603 un­ter Sophie von Brandenburg als Hofapotheke erbaut.

Nach 1945

Nach der Befreiung 1945 diente Schloss Colditz im Herbst des glei­chen Jahres als Internierungslager für ent­eig­nete und ver­trie­bene Gutsbesitzer und de­ren Familien. Ab 1946 war im Schloss ein Krankenhaus un­ter­ge­bracht.  Zu DDR-​Zeiten gab es erste Besuche ehe­ma­li­ger Kriegsgefangener. Darüber hin­aus be­such­ten un­ge­wöhn­lich viele bri­ti­sche Touristen zu DDR-​Zeiten das Schloss; Schloss Colditz war in Großbritannien als Colditz Castle  durch­aus bekannt.

Nachwendezeit

Das Krankenhaus zog 1996 aus. Es folg­ten um­fang­rei­che Sanierungen durch den Freistaat Sachsen. Seit 2003 ge­hört Schloss Colditz zu den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen. 2007 er­öff­nete eine Jugendherberge und 2010 die Landesmusikakademie Sachsen. Von 2013 bis 2015 wurde die Schlosskapelle restauriert.

Heutige Nutzung

In Schloss Colditz be­fin­den sich un­ter an­de­rem das Fluchtmuseum, eine Jugendherberge und die Landesmusikakademie Sachsen.

Bodendenkmalschutz

Die ur­sprüng­li­che Burg ist durch das Schloss voll­stän­dig über­baut. Das Burgareal steht seit 1974 als Bodendenkmal un­ter Schutz.

Last Updated on 3. Juni 2023 by Sachsens Schlösser