Dresden: Schloss Übigau

Schloss Übigau

Rethelstraße 47
01139 Dresden

Historisches

Graf von Flemming ver­an­lasste 1724 den Bau des Barockschlosses, wozu im Vorfeld vier Weingärtner ent­eig­net und der vene­zia­ni­sche Stil zum Vorbild genom­men wor­den waren. Noch wäh­rend der Arbeiten am Schloss zeigte sich August der Starke der­art beein­druckt, dass er sei­nem Minister das Schloss 1726 abkaufte und sich beim Kaufpreis groß­zü­gig zeigte. Sein Sohn machte Schloss Übigau 1733 dem Minister Graf Sulkowski zum Geschenk, kaufte es nach des­sen Sturz 1738 aber wie­der zurück.

Während einer gro­ßen Truppenparade des säch­si­schen Heeres im Jahre 1753 diente das Schloss als Lustlager, außer­dem wurde es wäh­rend des Siebenjährigen Krieges durch die Preußen geplün­dert. Um 1770 wurde durch den Schlossgärtner eine Gaststätte ein­ge­rich­tet, die sich gro­ßer Beliebtheit erfreute. Nachdem Napoleons Truppen das Schloss 1813 geplün­dert hat­ten, ver­stei­gerte es der säch­si­sche Hof 1831 an Paul Siemen. Nach der Renovierung wurde es ab 1836 von der Maschinenbauanstalt genutzt. Zwischen 1854 und 1886 bewohnte zudem die Familie von Oppen Teile des Schlosses. Es wurde 1886 durch die Werft über­nom­men, die den gas­tro­no­mi­schen Betrieb ver­pach­tete. Die “Schlossschänke” wurde bis 1921 betrieben.

In den frü­hen 1920er Jahren begann lang­sam der Verfall von Schloss Übigau, obgleich es der Werft noch immer als Verwaltungssitz diente. Die Werft geriet in wirt­schaft­li­che Schwierigkeiten, und das Schloss, dass sich nun im Besitz eines Grundstücksspekulanten befand, sollte 1930 abge­ris­sen wer­den. Verhindert wer­den konnte der Abriss dadurch, dass der Zentralverein für Arbeitersport 1885 e. V. das Gebäude pach­tete und unter ande­rem der KPD zur Verfügung stellte, wes­halb Schloss Übigau den Beinamen “Rotes Schloss” erhielt. Die Nationalsozialisten schlos­sen es 1933 und nach eini­ger Zeit des Leerstandes bezog der Besitzers des seit 1935 neuen U‑Boot-​Rüstungsbetriebs das Schloss.

Nach 1945

1948 erfolgte die Enteignung und Schloss Übigau fun­gierte als Verwaltungssitz des VEB Dampfkesselbau bis 1991. Seither steht es leer.

Nachwendezeit

1993 ver­kaufte die Treuhand das Schloss an einen Investor, aber der Vertrag wurde wegen eines Formfehlers für ungül­tig erklärt. Zudem gab es einen Rechtsstreit mit dem Sohn des Alteigentümers, sodass der Investor nach erfolg­lo­sen Verhandlungen 1997 von Übigau abließ. Zu die­ser Zeit war das Schloss bereits mehr­fach Vandalismus aus­ge­setzt. Ende 1999 wurde das Schloss an einen Zigarettenfabrikanten ver­kauft, aller­dings gestal­tete sich die Zukunft von Schloss Übigau wei­ter­hin schwierig.

Die Stadt Dresden war bemüht den Eigentümer zu Sanierungsarbeiten zu bewe­gen, doch erst 2007 fan­den erste die­ser drin­gend not­wen­di­gen Arbeiten statt, nach­dem ein Zwangsgeld ange­droht wor­den war. Ein Nutzungskonzept exis­tiert noch immer nicht, und das Schloss ist nur gele­gent­lich im Rahmen von beson­de­ren Veranstaltungen zugäng­lich. Ab 2005 bemühte sich eine Bürgerinitiative um das Schloss, die 2009 vom neu gegrün­de­ten Förderverein abge­löst wurde, der den Eigentümer immer­hin zu einer Kooperation bewe­gen konnte. Im glei­chen Jahr ver­starb der Eigentümer; seine Witwe über­nahm das Schloss-Erbe.

Heutige Nutzung

Schloss Übigau steht ins­ge­samt noch immer leer. Seit 2008 wurde jähr­lich im Park eine Sommer-​Schankwirtschaft betrie­ben und gele­gent­lich fan­den Veranstaltungen statt. Im Oktober 2016 lief jedoch die Genehmigung für den Betrieb ab. Der Betrieb der Sommerwirtschaft und die Durchführung von Veranstaltungen wur­den eingestellt.

Schätzungen zufolge sol­len sich die Sanierungskosten für Schloss Übigau auf mitt­ler­weile über 10 Millionen Euro belau­fen. Einige Bereiche wie etwa die Freitreppe vom Schlosspark zur Elbe sind stark sanie­rungs­be­dürf­tig, auch das Innere des Schlosses befin­det sich in einem bedau­erns­wer­ten Zustand.

Nachdem mehr­fach Versuche schei­ter­ten, die Witwe des letz­ten Eigentümers von einem Verkauf zu über­zeu­gen, erwarb schluss­end­lich eine Eigentümergemeinschaft 2017 Schloss Übigau. Mittlerweile fin­den Veranstaltungen im Außenbereich statt.

Interessantes

Der Schlosskomplex ver­fügte ehe­mals über wei­tere Bauten. Ein Torhaus ist noch vor­han­den, ein wei­te­res Torhaus sowie ein Wirtschaftsgebäude, vier Pavillons und eine Orangerie wur­den im Rahmen der indus­tri­el­len Umnutzung im 19. Jahrhundert abge­tra­gen. Ein Springbrunnen im Park ist noch vor­han­den, eine Vielzahl von Skulpturen gilt als ver­schol­len. Eine Freitreppe führte vom Park hinab zur Elbe, an der einst ein Gondelhafen ange­legt wor­den war.

An das Grundstück von Schloss Übigau schließt sich die ehe­ma­lige Maschinenbauanstalt Übigau an, die auf eine inter­es­sante Industriehistorie zurück­bli­cken kann. Hier wur­den 1839 die erste Dampflokomotive in Deutschland namens Saxonia und bereits zwei Jahre zuvor der erste säch­si­sche Personendampfer gebaut, von dem noch der 45-​Tonnen-​Schiffskran der Werft existiert.

2005 wurde das Elbtal zwi­schen Schloss Pillnitz und Schloss Übigau ins UNESCO-​Weltkulturerbe auf­ge­nom­men. Der Welterbe-​Titel wurde 2009 aller­dings wie­der aberkannt. Hintergrund ist der lang­wie­rige Streit um den Bau der Waldschlösschenbrücke.

Last Updated on 6. Februar 2023 by Sachsens Schlösser

Veröffentlicht in Dresden.