Frohburg: Rittergut Sahlis

Rittergut Sahlis

Am Sahliser Gut 10
04655 Frohburg OT Sahlis

Historisches

Das Rittergut Sahlis war ursprüng­lich ein Vorwerk der Burg Kohren und gehörte ab dem 15. Jahrhundert in den Herrschaftsbereich der Burg Gnandstein.

Sahlis wurde bereits 1350 als Herrensitz  und 1388 als Ritterlehn auf­ge­führt. Die frü­heste Erwähnung als Vorwerk der Burg Kohren erfolgte 1398, als sie an den Burgmann Hans von Lanse ver­lie­hen wurde. Nach des­sen Tod 1428 ging das Vorwerk Sahlis als Lehen an die Brüder Balthasar und Melchior von Meckau über. Weitere Lehensnehmer waren ab 1448 Helfreich von Meckau, ab 1451 Georg von Meckau und nur drei Jahre dar­auf an Hildebrand von Einsiedel, wel­cher das Rittergut Sahlis grün­dete. Unter sei­nem Sohn Heinrich von Einsiedel konn­ten die Familienbesitzungen ver­grö­ßert wer­den. 1596 fiel das Herrenhaus einem Brandanschlag zum Opfer.

1602 ver­kaufte Georg Heinrich von Einsiedel das Rittergut Sahlis an sei­nen Schwager Wolf Löser. Dieser ließ die Brandruine des Herrenhauses wie­der auf­bauen und den Löser-​Turm errich­ten. Auch das Lusthaus außer­halb des heu­ti­gen Guts- und Parkareals ent­stand unter Wolf Löser. Bis 1700 ver­blieb das Sahliser Rittergut im Besitz der Familie Löser. 1632 wurde das Herrenhaus bei den Kämpfen wäh­rend des Dreißigjährigen Krieges erneut zer­stört. Den Wiederaufbau über­nahm Curt von Löser, der seit 1644 Besitzer war und an der Nordseite des Herrenhauses einen Anbau hinzufügte.

Unter Hans II.  Löser wurde das Lusthaus 1683 wie­der­holt erneu­ert. In diese Zeit dürfte die Anlage des Löserschen Gartens fal­len. Des Weiteren erfolg­ten unter ihm eine umfas­sende Umgestaltung des Herrenhauses und die Anlage des Totenberges für sich, seine Frau und ihre 13 Kinder. Aus der Löser-​Turm erhielt unter Hans II. Löser zwi­schen 1682 und 1690 seine end­gül­tige Form. Hohe Schulden zwan­gen Hans II. Löser im Jahre 1700, sei­nen Sahliser Grundbesitz an den Dompropst Johann Friedrich von Eckhardt zu ver­kau­fen. Dieser ließ offen­bar den Totenhügel zerstören.

1730 erwarb Kurt Abraham von Einsiedel das Rittergut Sahlis. Nach sei­nem Tod erbte es sein Sohn Hanns Abraham von Einsiedel. Er ver­kaufte das Rittergut 1754 an den Textilhändler George Leberecht Crusius. Er behielt das Rittergut Sahlis stolze 51 Jahre in sei­nem Besitz und ließ zwei Jahre nach dem Erwerb umfas­sende Erneuerungsarbeiten im Barockstil an der Gutsanlage vor­neh­men. Außerdem ließ er die Wirtschaftsgebäude errich­ten und ab 1771 den Rokokopark anlegen.

Als der kin­der­lose George Leberecht Crusius 1805 starb, erbte Friedrich Siegmund Leberecht Crusius den Gutsbesitz. Allerdings ver­starb auch er noch im glei­chen Jahr. Sein Vater Siegfried Leberecht Crusius, ein damals ange­se­he­ner Leipziger Verleger, über­nahm das Rittergut. Ab 1809 ließ er die gro­ßen Kreuzgewölbeställe errich­ten. Im Folgejahr kaufte er das benach­barte Rittergut Rüdigsdorf dazu.

Nach sei­nem Tod 1824 erbte sein Sohn Heinrich Wilhelm Leberecht Crusius das Rittergut. Unter die­sem wur­den die Wirtschaftsgebäude erneu­ert und zu einem land­wirt­schaft­li­chen Musterbetrieb ent­wi­ckelt. 1856 ließ er das Herrenhaus im Tudorstil umge­stal­ten und den Park ver­grö­ßern. Friedrich Leberecht über­nahm den Besitz 1858. Nach sei­nem Tod 1861 wurde das Gut von einem Inspektor ver­wal­tet da sein erben­der Sohn Heinrich Wilhelm Leberecht Crusius zu die­sem Zeitpunkt erst ein Jahr alt war. Er trat sein Erbe schließ­lich 1888 an und nahm erneut eine Umgestaltung des Herrenhauses vor. 1891 wurde unter sei­ner Federführung mit dem Bau der Orangerie begon­nen, der im fol­gen­den Jahr been­det wer­den konnte. Auch die Kegelbahn und die bei­den Pavillons ent­stan­den unter ihm.

Nach sei­nem Tod hei­ra­tete seine Witwe Anna Maria Elisabeth 1902 Börries Freiherr von Münchhausen. Sie über­nahm zudem die Verwaltung des Erbes für ihren noch min­der­jäh­ri­gen Sohn Siegfried Leberecht Heinrich Crusius. Börries Freiherr von Münchhausen ließ von 1905 bis 1906 das Herrenhaus um einen Flügel erwei­tern und mit einer neo­ba­ro­cken Fassade aus­stat­ten. Siegfried Leberecht Heinrich Crusius wurde schließ­lich 1916 Gutsbesitzer von Sahlis.

Nach 1945

Siegfried Leberecht Heinrich Crusius  blieb bis 1945 Eigentümer des Rittergutes Sahlis und wurde im Rahmen der Bodenreform ent­eig­net und ver­trie­ben. Im Herrenhaus wur­den 1945 Notwohnungen ein­ge­rich­tet, nach der Umwandlung in ein volks­ei­ge­nes Gut 1949 diente es als Lehrlingswohnheim. Bis Ende der 1980er Jahre küm­merte sich der Kulturbund Parkaktiv um den Erhalt des Parks.

Nachwendezeit

Um 1990 über­nahm die Treuhand das zuneh­mend ver­fal­lende Rittergut. Einem Verkauf im Jahre 2000 an ein Eigentümertrio folgte 2004 die Übernahme des Ritterguts Sahlis durch einen Privatmann, bei dem es sich um einen Freund von einem der Eigentümer han­delte. Der nun neue Eigentümer war Gründer einer 1980 ver­bo­te­nen Wehrsportgruppe. Er ließ die Fassade des Herrenhauses erneu­ern und Werterhaltungsmaßnahmen durch­füh­ren, die nicht in jeder Hinsicht bau­sub­stanz­för­der­lich gewe­sen sein sollen.

Im Januar 2016 wurde das Rittergut Sahlis zwangs­ver­stei­gert, weil offen­bar erhal­tene Fördermittel nicht zweck­ge­bun­den zur Sanierung ein­ge­setzt wor­den waren und über­dies der Abwasserzwecksverband noch hohe Außenstände gegen­über dem Besitzer ver­zeich­nete. Der neue Eigentümer machte auf sich auf­merk­sam, indem er ver­kün­den ließ, auf dem Rittergut ein Konzentrationslager errich­ten zu wol­len. Der Verkauf im Rahmen der Versteigerung wurde den­noch nicht bean­stan­det. Jedoch zahlte der neue Eigentümer den Kaufpreis nicht, statt­des­sen kur­sierte ein zwei­fel­haf­tes Verkaufsangebot zum vier­fa­chen Preis in den fol­gen­den Monaten. Bei einer erneu­ten Zwangsversteigerung 2017 gelangte das Rittergut Sahlis an einen neuen Eigentümer, der es kurze Zeits spä­ter aus Kostengründen wie­der verkaufte.

Heutige Nutzung

Das Rittergut Sahlis befin­det sich seit September 2020 im Privatbesitz des aktu­el­len Eigentümers, ein Projektentwickler mit Fokus auf his­to­ri­schen Objekten. Dieser strebt nach Notsicherungsarbeiten eine umfas­sende Wiederherstellung und Nutzung des Ritterguts inklu­sive des Rokokoparks an. Der ehe­ma­lige Totenberg ist heute ein über­wach­se­ner Hügel.
(Stand: Mai 2021)

Last Updated on 21. Februar 2024 by Sachsens Schlösser

Veröffentlicht in Landkreis Leipzig.