Hohnstein: Burg Hohnstein

Burg Hohnstein

Markt 1
01848 Hohnstein

Historisches

Hoch über dem für seine im Frühjahr blü­hen­den Märzenbecherwiesen bekann­ten Polenztal thront die Burg Hohnstein. Von den ehe­mals vie­len Burgen rechts der Elbe in der Sächsischen Schweiz ist Hohnstein die ein­zige noch erhal­tene. Das einst in die Burg inte­grierte Staatsgefängnis galt als beson­ders gefürch­tet, die Burg an sich als uneinnehmbar.

Vermutlich wurde die Burg Hohnstein schon um 1200 als böh­mi­sche Grenzfeste zur Markgrafschaft Meißen errich­tet. Mit ihrer Ersterwähnung 1353 kam sie in den Besitz des böh­mi­schen Adligen Hinko Berka von Dubá und war bis 1410 Stammsitz der Berken von der Duba. 1443 ver­lo­ren sie die Felsenburg durch Gebietstausch- und Kaufgeschäfte an Kursachsen unter Friedrich dem Sanftmütigen. Bis 1806 blieb Hohnstein böh­mi­sches Lehen und ging erst dann voll­stän­dig in säch­si­sches Eigentum über.

Von 1453 bis 1853 wurde Burg Hohnstein als Sitz des säch­si­schen Justizamtes und nach 1553 auch als kur­fürst­li­ches Jagdschloss genutzt. Ab dem 17. Jahrhundert wur­den die über­wie­gend höl­zer­nen Gebäude durch Steinbauten ersetzt und über­stan­den 1639 im Großen und Ganzen die Belagerung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Dennoch wur­den meh­rere Gebäude der ältes­ten Burganlage ver­nich­tet und zum Teil nicht wie­der aufgebaut.

Nach Auflösung des Amtssitzes 1861 diente die Burg von 1866 bis 1924 als Arbeits- und Zuchthaus bzw. soge­nannte Männerkorrektionsanstalt. Ab 1919 erfolgte eine Nutzung als Jugendgefängnis. 1925 wurde die Burg in eine Jugendherberge umge­wan­delt und galt als “Jugendburg” als die schönste und mit etwa 1.000 Schlafplätzen als die größte Jugendherberge Deutschlands.

1933 wurde unter den Nationalsozialisten eines der ers­ten  Konzentrationslager in Deutschland ein­ge­rich­tet, das für etwa 5.600 poli­ti­sche Häftlinge, soge­nannte Schutzhäftlinge, aus­ge­legt war. Die Gefangenen wur­den im Steinbruch Heeselicht zur Zwangsarbeit ein­ge­setzt, aber auch beim Bau des Deutschlandrings ent­lang der Serpentinen auf der Wartenbergstraße, wel­cher einer der ers­ten Rennstrecken in Deutschland war. Nach der Auflösung des KZs wur­den viele Häftlinge in das KZ Sachsenburg verlegt.

Ab 1935 wurde die Burg für einige Jahre als Reichs-​Jugendherberge und Wehrertüchtigungslager genutzt, bevor von 1939 bis zum Kriegsende Kriegsgefangene unter­ge­bracht wurden.

Burg Hohnstein ver­fügt über meh­rere ein­zelne Bauten und einen Schlossgarten. Zu den Bauwerken zäh­len unter ande­rem das Brauhaus, das Alte Schloss und das Untere Schloss. Das Alte Schloss wurde in drei Bränden 1604, 1621 und 1632 bis auf die Grundmauern ver­nich­tet. Die letz­ten Umbauten an sei­nem Turm erfolg­ten 1951. Das Untere Schloss wurde um 1550 errich­tet und diente, da die Burg nicht mehr als Wehranlage fun­gierte, als Wohn- und Verwaltungsgebäude des Amtshauptmanns und als kur­fürst­li­ches Jagdschloss.

Nach 1945

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fan­den Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehe­ma­li­gen deut­schen Ostgebieten sowie dem Sudetenland Unterkunft. Ab 1948 wurde die Burg Hohnstein zur größ­ten Jugendherberge der DDR aus­ge­baut und war zugleich Mahn- und Gedenkstätte für hier inhaf­tierte Opfer.

Nach Kriegsende fan­den die soge­nann­ten Hohnstein-​Prozesse statt. Mehrere Verurteilte wur­den spä­ter vom Ministerium für Staatssicherheit der ehe­ma­li­gen DDR als Inoffizielle Mitarbeiter ange­wor­ben. 1953 zog das Naturwissenschaftliche Nationalmuseum für Geologie, Botanik, Zoologie und Ökologie ein. Gegen Ende der SED-​Herrschaft war in der Burg ein Internierungslager für poli­ti­sche Gegner geplant.

Nachwendezeit

1997 erfolgte die Umwandlung zum Naturfreundehaus und Jugendgästehaus. Weiterhin war die Burg für Gäste als Ausflugsziel geöffnet.

Heutige Nutzung

Die Burganlage glie­dert sich in den Unteren Burghof mit dem Unteren Schloss, ein  zwi­schen 1525 und 1550 errich­te­ter Renaissancebau mit sechs­ecki­gem Turm, und in den Oberen Burghof mit der alten Kernburg. Verbunden wer­den beide durch den in den Fels gehaue­nen Wehrgang. Im Unteren Schloss sind das Museum zur Geschichte der Burg und eine Gedenkausstellung für die Opfer des Konzentrationslagers ein­ge­rich­tet. In den obe­ren Geschossen sind Hotelzimmer ein­ge­rich­tet. Im ehe­ma­li­gen Brauhaus befin­det sich heute eine natur­kund­li­che Ausstellung.

Weiterhin gibt es das Turmhaus mit sei­nem Burgcafé, das ehe­mals als Vorratslager die­nende Kornhaus und den Bergfried mit sei­nen Burgverliesen, der sei­nen Ursprung im 14. Jahrhundert hat. Im Burggarten befin­den sich sicher­ge­stellte Reste der spät­go­ti­schen Burgkapelle, die einst im Oberen Burghof anstelle des heu­ti­gen Pavillons stand, 1513 fer­tig­ge­stellt, mehr­fach umge­baut und 1951 abge­bro­chen wurde. Auf der Freilichtbühne im weit­läu­fi­gen Burggarten fin­den noch heute Veranstaltungen statt. Die Burg Hohnstein gilt als beson­ders biker­freund­li­che Herberge.

Die Stadt Hohnstein ist am Kauf der Burg inter­es­siert, um das Ensemble lang­fris­tig zu erhal­ten. Das Sanierungsvorhaben wird auf etwa 9 Millionen Euro geschätzt. Über den Haushalt des Bundestags sol­len 2,7 Mio. € Fördermittel flie­ßen, vom Kreis wur­den 1,6 Mio. € zugesagt.
(Stand: November 2019)

Last Updated on 10. Februar 2023 by Sachsens Schlösser

Veröffentlicht in Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.