Niederau: Wasserburg, Schloss & Herrenhaus Oberau

Wasserburg & Schloss Oberau mit Herrenhaus Oberau

Thomas-​Müntzer-​Ring 6
01689 Niederau OT Oberau

Historisches

Im Jahre 1274 wurde an der Stelle des heu­ti­gen Schlosses ein Wehrturm erbaut, um den herum ein Wassergraben ange­legt wurde. Zwei Jahre spä­ter wurde Oberau unter Vlricus de Ouwa als Herrensitz erwähnt. Aus dem Jahr 1286 ist der erste Umbau des Wehrturmes in einen wehr­haf­ten Wohnturm bekannt. 1433 erwarb Bernhard von Mititz den Rittersitz. Bereits drei Jahre spä­ter ver­äu­ßerte er ihn an das Zisterzienserkloster Zelle. Nach der Auflösung des Klosters im Zusammenhang mit der Reformation im Jahre 1543 über­trug Kurfürst Moritz von Sachsen das Vorwerk Oberau als Lehen an Kaspar von Ziegelheim.

Nach des­sen Tod kaufte Ernst von Miltitz das Gut 1550 und ließ neben dem Wohnturm einen Neubau errich­ten. Bis 1594 fand eine gründ­li­che Umgestaltung der Gebäude zu einem Renaissanceschloss statt. 1817 ver­machte die Familie von Miltitz, in deren Besitz sich Schloss Oberau bis dahin befand, das Schloss an Ernst Friedrich Karl Amilius Freiherr von Werthern, wel­cher wei­tere Umgestaltungen am Schloss selbst und an der Parkanlage vor­neh­men ließ.

Friedrich Henning von Arnim über­nahm das Wasserschloss Oberau 1865 und ließ ins­be­son­dere den Turm sowie den Schlossgiebel umbauen. Durch Heirat und Erbe gelangte Schloss Oberau 1872 an die Familie von Carlowitz. Durch Einheirat einer Tochter ist als wei­te­rer Besitzer die Familie de Neergaard ver­merkt. Diese ver­pach­tete Schloss Oberau zwi­schen 1887 und 1936 an die Familie Löser, wel­che 1920 die Weinpresse des Rittergutes abrei­ßen ließ.

Nach 1945

Die letzte Besitzerin, Franziska Elisabeth de Neergaard floh 1945, ver­starb aber noch im glei­chen Jahr. Im Mai 1945 besetzte die Sowjetarmee Schloss Oberau und nutzte es als Kommandantur. Außerdem plün­derte sie das Schloss und ver­brannte alles, was Feuer fing.

Nach 1945 nutz­ten Umsiedler sowohl das Schloss als auch das Herrenhaus als Wohnstätte, wäh­rend die Besitzerin im Rahmen des Vollzugs der Bodenreform ent­eig­net und ihre Ländereien auf­ge­teilt wur­den. Nach eini­gen Umbauten wurde das Schloss zunächst als Kinderheim genutzt. Da dafür nicht genü­gend Plätze vor­han­den waren, plante man den Abriss des Schlosses. Dieser konnte letzt­end­lich noch ver­hin­dert wer­den und im Schloss wur­den in den 1950er Jahren acht Wohnungen eingerichtet.

Bereits 1946 wurde das Rittergutsgelände umge­stal­tet. Von den Umbauten war auch der Schlosspark erheb­lich betrof­fen. Bis 1990 wur­den die Räume im Erdgeschoss des Herrenhauses durch einen Kindergarten genutzt.

Nachwendezeit

1990 gelangte das Areal in den Besitz der Gemeinde Niederau. Restitutionsbestrebungen durch Prinz Georg zur Lippe-​Weißenfels ende­ten in den spä­ten 1990er Jahren in des­sen Rückzug. 1992 zogen die letz­ten Bewohner aus. Seit 1994 wur­den unab­hän­gig davon schritt­weise Sicherungs- und Sanierungsarbeiten am Schloss vor­ge­nom­men. Ende 1999 über­nahm der Arbeitskreis Denkmalpflege e. V. das Rittergut Oberau mit Schloss. Unter dem Verein wurde das Herrenhaus zu einer Jugendherberge umge­baut. 2002 erwarb die Gemeinde eine der eins­ti­gen Neubauernstellen zurück und gewann dadurch wei­tere Grundfläche und Wirtschaftsgebäude.

Das Schloss war 2004 wegen der ins­ge­samt nur noch schlep­pen­den Sanierungsarbeiten in einem man­gel­haf­ten Zustand und eine dau­er­hafte Erhaltung der Bausubstanz schien frag­lich. Erhaltungsmaßnahmen fan­den den­noch auch in der Folgezeit statt, zudem wurde das Schloss im Rahmen der Möglichkeiten für klei­nere Veranstaltungen genutzt. Ende 2009 beschloss der Gemeinderat die Auflösung des Erbbaupachtvertrages. Nach fast zwei­jäh­ri­gen Verhandlungen wurde eine hohe sechs­stel­lige Summe als Ausgleichszahlung ver­ein­bart, die durch die Gemeinde zu erbrin­gen war.

2004 erfolgte der Umbau des Remisenhauses zum Vereinsgebäude. Der Park wurde ab 2010 umge­stal­tet und erhielt einen Spielplatz. Die Turmspitze bekam das Schloss im Jahr 2013 wie­der zurück. Im glei­chen Jahr konnte Schloss Oberau – Glück im Unglück – auf­grund des Hochwassers erst­mals wie­der als Wasserschloss mit gefüll­tem Wassergraben betrach­tet wer­den. 2015 erfolgte die Sicherung des Treppenturms, im fol­gen­den Jahr wur­den vier Bachbrücken neu errich­tet. Die Entschlammung des Teiches wurde 2018 durchgeführt.

Heutige Nutzung

Sowohl Schloss Oberau als auch das Herrenhaus ste­hen leer. Der Teich ist tro­cken­ge­legt. Auf dem glei­chen Gelände ste­hen teil­weise stark sanie­rungs­be­dürf­tige bis rui­nöse Rittergutsgebäude. Im Schlosspark befin­den sich zudem die alte Gärtnerei sowie die Schlossbrauerei. Ein 2012 gegrün­de­ter Förderverein küm­mert sich um den Erhalt und die fort­schrei­ten­den Sanierungsmaßnahmen am Schloss.
(Fotos: 2011 & November 2023)

Bodendenkmalschutz

Die ursprüng­li­che Wasserburg wurde erst­mals 1934 und erneut 1957 unter den beson­de­ren Schutz eines Bodendenkmals gestellt. Das Wasserschloss Oberau gilt als das älteste sei­ner Art in Sachsen.

Website des Fördervereins: www.wasserschloss-oberau.de

Last Updated on 21. Januar 2024 by Sachsens Schlösser

Veröffentlicht in Landkreis Meißen.