Niederau: Schloss, Wasserburg & Herrenhaus Oberau

12. November 2012 Aus Von Sachsens Schlösser

Wasserburg & Schloss Oberau mit Herrenhaus Oberau

Thomas-​Müntzer-​Ring 6
01689 Niederau OT Oberau

Historisches

Im Jahre 1274 wurde an der Stelle des heu­ti­gen Schlosses ein Wehrturm er­baut, um den herum ein Wassergraben an­ge­legt wurde. Zwei Jahre spä­ter wurde Oberau un­ter Vlricus de Ouwa als Herrensitz er­wähnt. Aus dem Jahr 1286 ist der erste Umbau des Wehrturmes in ei­nen wehr­haf­ten Wohnturm be­kannt. 1433 er­warb Bernhard von Mititz den Rittersitz. Bereits drei Jahre spä­ter ver­äu­ßerte er ihn an das Zisterzienserkloster Zelle. Nach der Auflösung des Klosters im Zusammenhang mit der Reformation im Jahre 1543 über­trug Kurfürst Moritz von Sachsen das Vorwerk Oberau als Lehen an Kaspar von Ziegelheim.

Nach des­sen Tod kaufte Ernst von Miltitz das Gut 1550 und ließ ne­ben dem Wohnturm ei­nen Neubau er­rich­ten. Bis 1594 fand eine gründ­li­che Umgestaltung der Gebäude zu ei­nem Renaissanceschloss statt. 1817 ver­machte die Familie von Miltitz, in de­ren Besitz sich Schloss Oberau bis da­hin be­fand, das Schloss an Ernst Friedrich Karl Amilius Freiherr von Werthern, wel­cher wei­tere Umgestaltungen am Schloss selbst und an der Parkanlage vor­neh­men ließ.

Friedrich Henning von Arnim über­nahm das Wasserschloss Oberau 1865 und ließ ins­be­son­dere den Turm so­wie den Schlossgiebel um­bauen. Durch Heirat und Erbe ge­langte Schloss Oberau 1872 an die Familie von Carlowitz. Durch Einheirat ei­ner Tochter ist als wei­te­rer Besitzer die Familie de Neergaard ver­merkt. Diese ver­pach­tete Schloss Oberau zwi­schen 1887 und 1936 an die Familie Löser, wel­che 1920 die Weinpresse des Rittergutes ab­rei­ßen ließ.

Nach 1945

Die letzte Besitzerin, Franziska Elisabeth de Neergaard floh 1945, ver­starb aber noch im glei­chen Jahr. Im Mai 1945 be­setzte die Sowjetarmee Schloss Oberau und nutzte es als Kommandantur. Außerdem plün­derte sie das Schloss und ver­brannte al­les, was Feuer fing.

Nach 1945 nutz­ten Umsiedler so­wohl das Schloss als auch das Herrenhaus als Wohnstätte, wäh­rend die Besitzerin im Rahmen des Vollzugs der Bodenreform ent­eig­net und ihre Ländereien auf­ge­teilt wur­den. Nach ei­ni­gen Umbauten wurde das Schloss zu­nächst als Kinderheim ge­nutzt. Da da­für nicht ge­nü­gend Plätze vor­han­den wa­ren, plante man den Abriss des Schlosses. Dieser konnte letzt­end­lich noch ver­hin­dert wer­den und im Schloss wur­den in den 1950er Jahren acht Wohnungen eingerichtet.

Bereits 1946 wurde das Rittergutsgelände um­ge­stal­tet. Von den Umbauten war auch der Schlosspark er­heb­lich be­trof­fen. Bis 1990 wur­den die Räume im Erdgeschoss des Herrenhauses durch ei­nen Kindergarten genutzt.

Nachwendezeit

1990 ge­langte das Areal in den Besitz der Gemeinde Niederau. Restitutionsbestrebungen durch Prinz Georg zur Lippe-​Weißenfels en­de­ten in den spä­ten 1990er Jahren in des­sen Rückzug. 1992 zo­gen die letz­ten Bewohner aus. Seit 1994 wur­den un­ab­hän­gig da­von schritt­weise Sicherungs- und Sanierungsarbeiten am Schloss vor­ge­nom­men. Ende 1999 über­nahm der Arbeitskreis Denkmalpflege e. V. das Rittergut Oberau mit Schloss. Unter dem Verein wurde das Herrenhaus zu ei­ner Jugendherberge um­ge­baut. 2002 er­warb die Gemeinde eine der eins­ti­gen Neubauernstellen zu­rück und ge­wann da­durch wei­tere Grundfläche und Wirtschaftsgebäude.

Das Schloss war 2004 we­gen der ins­ge­samt nur noch schlep­pen­den Sanierungsarbeiten in ei­nem man­gel­haf­ten Zustand und eine dau­er­hafte Erhaltung der Bausubstanz schien frag­lich. Erhaltungsmaßnahmen fan­den den­noch auch in der Folgezeit statt, zu­dem wurde das Schloss im Rahmen der Möglichkeiten für klei­nere Veranstaltungen ge­nutzt. Ende 2009 be­schloss der Gemeinderat die Auflösung des Erbbaupachtvertrages. Nach fast zwei­jäh­ri­gen Verhandlungen wurde eine hohe sechs­stel­lige Summe als Ausgleichszahlung ver­ein­bart, die durch die Gemeinde zu er­brin­gen war.

2004 er­folgte der Umbau des Remisenhauses zum Vereinsgebäude. Der Park wurde ab 2010 um­ge­stal­tet und er­hielt ei­nen Spielplatz. Die Turmspitze be­kam das Schloss im Jahr 2013 wie­der zu­rück. Im glei­chen Jahr konnte Schloss Oberau – Glück im Unglück – auf­grund des Hochwassers erst­mals wie­der als Wasserschloss mit ge­füll­tem Wassergraben be­trach­tet wer­den. 2015 er­folgte die Sicherung des Treppenturms, im fol­gen­den Jahr wur­den vier Bachbrücken neu er­rich­tet. Die Entschlammung des Teiches wurde 2018 durchgeführt.

Heutige Nutzung

Sowohl Schloss Oberau als auch das Herrenhaus ste­hen leer. Der Teich ist tro­cken­ge­legt. Auf dem glei­chen Gelände ste­hen teil­weise stark sa­nie­rungs­be­dürf­tige bis rui­nöse Rittergutsgebäude. Im Schlosspark be­fin­den sich zu­dem die alte Gärtnerei so­wie die Schlossbrauerei. Ein 2012 ge­grün­de­ter Förderverein küm­mert sich um den Erhalt und die fort­schrei­ten­den Sanierungsmaßnahmen am Schloss.
(Fotos: 2011 & November 2023)

Bodendenkmalschutz

Die ur­sprüng­li­che Wasserburg wurde erst­mals 1934 und er­neut 1957 un­ter den be­son­de­ren Schutz ei­nes Bodendenkmals ge­stellt. Das Wasserschloss Oberau gilt als das äl­teste sei­ner Art in Sachsen.

Website des Fördervereins: www.wasserschloss-oberau.de

Last Updated on 12. November 2023 by Sachsens Schlösser