Torgau: Festung Torgau

Festung Torgau

Die Festung Torgau ent­wi­ckelte sich erst rela­tiv spät im 17. und 18. Jahrhundert, als die mit­tel­al­ter­li­che ring­för­mige Stadtmauer erwei­tert wurde. Diese Stadtmauer war gegen Mitte des 17. Jahrhunderts von einem Wassergraben umge­ben und besaß zusätz­lich eine vor­ge­la­gerte Wallanlage mit meh­re­ren Bastionen. Deren Bau wurde als Vollbastion oder Halbbastion aus­ge­führt. Drei Festungstore ermög­lich­ten den Zugangs ins Innere der Festung. Im Außenwerk wurde die Festung durch die Elbe-​Lünetten Loßwig, Repitz, Werdau, Zwethau, drei wei­tere Schleusen-​Lünetten sowie Fort Zinna und Fort Mahla verstärkt.

Mit der Unterzeichnung des Posener Friedensvertrages zwi­schen Frankreich und Sachsen 1806 musste das von Napoleon besetzte Sachsen dem Rheinbund bei­tre­ten. In der Folge for­derte Napoleon Bonaparte von Sachsen den Bau einer Festung an der Elbe, wobei Dresden, Torgau und Wittenberg als mög­li­che Standorte gehan­delt wur­den. Letztlich fiel 1810 die Entscheidung für Torgau. Nach dem Ende der Befreiungskriege musste Torgau 1815 vom Königreich Sachsen an Preußen über­ge­ben wer­den. Daraufhin wurde die Festung als nun preu­ßi­sche Festung wei­ter aus­ge­baut, bis sie 1889 auf­ge­ge­ben und in den nächs­ten Jahrzehnten über­wie­gend abge­ris­sen wurde.

Ausbau der Festung

Der Bau der Festungsanlagen begann 1811. Um die Stadt wur­den ein Erdwall mit meh­re­ren Bastionen sowie ein was­ser­ge­füll­ter Wallgraben errich­tet. Im Nordwesten ent­stand das Fort Zinna und öst­lich davon das Fort Mahla. Das öst­li­che Ende der Elbbrücke wurde durch zwei seit­li­che Lünetten gesi­chert. Im Frühjahr 1813 wurde die Elb- und Landesfestung Torgau unter fran­zö­si­sches Kommando gestellt und bei der Belagerung durch preu­ßi­sche Truppen Ende 1813 zur Kapitulation gezwungen.

Preußische Festung

1815 erhielt Preußen Torgau zuge­teilt. Die Festung wurde unter dem Generalinspekteur der preu­ßi­schen Festungen und General der Infanterie Gustav von Rauch wei­ter aus­ge­baut. Es ent­stan­den unter ande­rem bom­ben­si­chere Kasematten und Verteidigungsbauten sowie Kasernen, Proviant- und Materiallager. Das Schloss Hartenfels wurde zu einer Defensivkaserne umge­baut. 1872 wurde die Eisenbahn-​Elbbrücke in Betrieb genom­men, die an bei­den Ufern eine Befestigungsanlage besaß und durch Gittertore ver­sperrt wer­den konnte.

Das Ende der Festung

Die Weiterentwicklung der Artillerie machte die Befestigungsanlagen von Torgau zuneh­mend mili­tä­risch nutz­los. 1878 wurde das Fort Mahla geschleift, 1889 wurde der Festungsstatus auf­ge­ge­ben. Die Festungsbauten wur­den umge­nutzt oder abge­ris­sen. Die Erdwälle wur­den abge­tra­gen, die Flankenkasematten von der Stadtverwaltung und Gewerbebetrieben als Lagerraum genutzt. Die Defensivkaserne des Brückenkopfes diente von 1939 bis 1945 als Wehrmachtgefängnis.

Auch Fort Zinna war fast durch­ge­hend ein Gefängnis, unter ande­rem Wehrmachtgefängnis, nach Ende des Zweiten Weltkrieges sowje­ti­sches Speziallager und nach 1950 zivi­les Gefängnis der Volkspolizei. Zwischen 1936 und 1939 war Fort Zinna zum größ­ten und moderns­ten Gefängnis der Wehrmacht aus­ge­baut wor­den. Heute wird es durch die Justizvollzugsanstalt Torgau genutzt.

Heute noch vorhandene Festungsanlagen

  • Mittelalterliche Stadtmauer (z. B. Gartenstraße)
  • Schloss Hartenfels (Elbstraße)
  • Brückenkopf mit west­li­cher Abschlussmauer (Elbseite, Anschrift: Brückenkopf)
  • Defensivkaserne im Brückenkopf (Elbseite, Anschrift: Brückenkopf)
  • Elblünette Werdau (Elbwiesen, Alte Werdauer Straße)
  • Elblünette Zwetau (Elbdeich /​ Eisenbahnbrücke)
  • Elbtor (gegen­über Schloss Hartenfels, Elbstraße)
  • Flankenkasematten der Bastion II (heute Kulturbastion; Straße der Jugend 14b)
  • Fort Zinna (heute JVA Torgau; Am Fort Zinna)
  • Glacis (Erdanschüttung zu Verteidigungszwecken; heute Park; Dr.-Külz-Ufer /​ Friedrich-​Naumann-​Straße)
  • Großer Teich mit Auslass (Ständer-​Wehr; Dahlener Straße)
  • Kurtine (Wall) zwi­schen den Bastionen II und III mit Poterne (Ausfalltor; west­lich der Kulturbastion)
  • Linke Flankenkasematten der Bastion III (Westlich der Kulturbastion)
  • Mühlenpforte (bei Elbstraße 22)
  • Nördlicher Batardeau (Pestalozziweg 14)
  • Oberhafentor an der Ufermauer
  • Rechte Flankenkasematten der Bastion VII (Kleine Feldstraße)
  • Schleusenlünette (Dahlener Straße 13)
  • Südlicher Batardeau (Dammbauwerk zur Regulierung des Wasserstandes im Graben; Loßwiger Weg)
  • Wassertor (Elbbrücke, süd­li­che Seite)
  • Zinnentürme der Eisenbahnbrücke

Nicht mehr vorhandene Festungsbauten

  • Bastionen I, IV, V, VI, VIII
  • Königstor
  • Leipziger Tor
  • Oberhafen-​Tor
  • Unterhafen-​Tor
  • Wittenberger Tor

Last Updated on 1. März 2024 by Sachsens Schlösser

Veröffentlicht in Landkreis Nordsachsen.