Reaktivierung des Danewerks

Die Reaktivierung des Danewerks

Erster und Zweiter Schleswiger Krieg

Militärische Reaktivierung erfuhr das Danewerk sowohl im 19. als auch im 20. Jahrhundert. Das Gebiet des heu­ti­gen Dänemarks und Deutschlands war im 18. Jahrhundert in viele Kleinstaaten und Fürstentümer zer­split­tert. Als der natio­nale Gedanke auf­kam und sich das Volk lang­sam als Nation ver­stand, gewann auch das Danewerk wie­der an Bedeutung.

Erneut ein­ge­nom­men wurde die Grenzbefestigung von den Dänen im Schleswig-​Holsteinischen bezie­hungs­weise Ersten Schleswiger Krieg von 1848 bis 1851. Nach Kriegsende stellte der däni­sche König Friedrich VII. das Danewerk unter Schutz. Zehn Jahre spä­ter erwei­ter­ten die Dänen es unter gro­ßem Kostenaufwand um Artillerieschanzen und bau­ten es zur stark befes­tig­ten Verteidigungsanlage aus.

Die Danewerk-​Stellung galt als eine unein­nehm­bare Festung und hatte durch die Ausbauten fast seine ursprüng­li­che Größe wie­der­erlangt. 1864 unter­lag das däni­sche 40.000 Mann starke Heer im Zweiten Schleswiger Krieg, auch Deutsch-​Dänischen Krieg
genannt. Schneestürme, stren­ger Frost sowie das Übersetzen der Preußen mit­samt der öster­rei­chi­schen Verbündeten über die damals ver­eiste Schlei zwan­gen die Dänen zum Rückzug. Sie ver­lo­ren 40 % ihres Territoriums, dar­un­ter auch das Danewerk.

Zweiter Weltkrieg

1927 ist die “Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der nord- und ost­deut­schen vor- und früh­ge­schicht­li­chen Wälle vom Stromgebiet der Elbe bis zur Memel” in Kiel gegrün­det wor­den. Erste Forschungsschwerpunkte waren Haithabu und das Danewerk. Noch im Zweiten Weltkrieg sollte das Danewerk in eine Panzersperranlage umge­stal­tet wer­den. Für die Ausführung der Bauarbeiten waren 9.000 Arbeiter abkom­man­diert. Den Bemühungen von Søren Telling, däni­scher Archäologe, Angestellter im Landesmuseum in Kiel und ehe­ma­li­ges Stabs-​Mitglied der Dänischen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei, ist es zu ver­dan­ken, dass im November 1942 die Arbeiten ein­ge­stellt wur­den. Das geschah auf Intervention des SS-​Reichsführers Heinrich Himmler, an den sich Søren Telling gewandt hatte. Himmler war für das “Amt für Ahnenerbe” zustän­dig und sah sich über­zeugt, dass das Danewerk für die ari­sche und ger­ma­ni­sche Kultur bedeut­sam sei.

Lage der Schanzen

Die Schanze 14 befin­det sich in unmit­tel­ba­rer Nähe des heute frei­ge­leg­ten Teilstückes der Waldemarsmauer. Die Schanzen 15 bis 18 ste­hen im wei­te­ren Verlauf des Hauptwalls, wobei die Schanze 16 sich am heu­ti­gen klei­nen Parkplatz an der Stelle befand, wo die Straße in Kurburg den Wall unter­bricht. Die Schanze 18 stand an der vor­letz­ten Gehöftgruppe, bevor der Hauptwall endet und in den Krummwall über­geht, die Schanze 19 wurde am Wallknick und Übergang vom Hauptwall zum Krummwall erbaut.

Südöstlich von Ellingstedt ent­stand die Schanze 20. Die Schanzen 21 bis 23 wur­den süd­lich von Morgenstern vor dem Krummwall errich­tet. Zusätzlich wur­den vor den Schanzen Schleusen und Staudämme erbaut, wel­che die Rheider Au-​Niederung bei Bedarf unter Wasser set­zen konn­ten und damit unpas­sier­bar mach­ten. Beim Einmarsch der Deutschen im Februar 1864 war es aller­dings so kalt, dass außer der Schlei auch eben diese Flächen zufro­ren und kei­ner­lei Abwehrfunktion mehr dien­lich waren. Südöstlich von Hollingstedt auf der Hye befan­den sich die Schanzen 24 und 25.

Das Danewerk-​Umfeld heute

Das Danewerk wurde 1950/​1951 unter Naturschutz und im Jahre 1958 unter Denkmalschutz gestellt. Es ist eines der größ­ten archäo­lo­gi­schen Denkmäler im Norden Europas, ins­be­son­dere für die deutsch-​dänische Geschichte, und es war ein Bauwerk von höchs­ter mili­tär­stra­te­gi­scher Bedeutung. Mit der Bildung des Staates Dänemarks steht es in enger Verbindung und besitzt trotz sei­ner Zugehörigkeit zu Deutschland noch immer eine hohe emo­tio­nale Bedeutung für das däni­sche Volk. Sie betrach­ten das Danewerk nach wie vor als ein däni­sches Denkmal. Dieser Gedanke wird von deut­schen Archäologen bei der Forschung respektiert.

Seit 1990 infor­miert das Danevirke-​Museum direkt am Wall über die Geschichte des zwi­schen dem 7. und dem 12. Jahrhundert errich­te­ten Danewerks. Besonderes Augenmerk liegt auf der Dokumentation der Wikinger-​Zeit bis zu den Schleswigschen Kriegen. 2002 erfolgte ein Ausbau des Museums. In den Außenanlagen kön­nen die Überreste des berühm­ten Grenzwalls der Dänen besich­tigt wer­den, die von der “Arbeitsgemeinschaft Ochsenweg” unter Gesichtspunkten des Denkmal- und Naturschutzes instand gehal­ten wer­den. Hauptwall, Waldemarsmauer, Thyraburg und die rekon­stru­ierte Schanze 14 bil­den den archäo­lo­gi­schen Park, in dem Informationstafeln auf deutsch und dänisch über das Danewerk Auskunft erteilen.

Haithabu, die wikin­ger­zeit­li­che Handelsmetropole, als auch das Danewerk, das als das größte Bodendenkmal Nordeuropas gilt, zäh­len beide zu den bedeu­tends­ten Denkmälern der Wikingerkultur. Beide haben eine hohe tou­ris­ti­sche Anziehungskraft und sind wei­test­ge­hend unter Berücksichtigung ihres Alters noch sehr gut erhal­ten. Im Juni 2018 wur­den das Danewerk und Haithabu nach lang­jäh­ri­gen Bemühungen in dem län­der­über­grei­fen­den Projekt von Deutschland, Dänemark, Island, Lettland, Norwegen und Schweden namens “Phenomena and Monuments of Viking Culture” von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Im Frühjahr 2022 wur­den der his­to­ri­sche Gasthof Rothenkrug und auch das Danevirke-​Museum abge­ris­sen. Ab Mai fan­den umfang­rei­che archäo­lo­gi­sche Grabungen statt, bei denen die Fläche am Tor zum Norden unter­sucht wurde. Anschließend ent­steht bis vor­aus­sicht­lich Mitte 2024 ein moder­ner Neubau des Danevirke-​Museums. Interimsweise zieht das Museum in das Besucherzentrum am Parkplatz gegenüber.

Militärischer Flugplatz Jagel

Der Fliegerhorst Jagel bei Schleswig ist ein mili­tä­ri­scher Flugplatz, der vom Aufklärungsgeschwader 51 “Immelmann” der Luftwaffe der deut­schen Bundeswehr genutzt wird. Zum Fliegerhorst gehört die Kai-​Uwe-​von-​Hassel-​Kaserne Kropp. Bei der Anlage des Flugplatzes wur­den Teile des Danewerks unwi­der­bring­lich zer­stört. Gegründet wurde der Fliegerhorst 1916, seit­her erfolgt eine mili­tä­ri­sche Nutzung. Während der Berlin-​Blockade 1948/​1949 führ­ten die Westalliierten unter ande­rem von Jagel aus die Berliner Luftbrücke durch. In der Zeit des Kalten Krieges von 1945 bis in die 1980er Jahre war in Jagel das Marinefliegergeschwader 1 stationiert.

Das Geschwader wurde zu Beginn der 1990er Jahre als Aufklärungsgeschwader 51 “Immelmann” in die Luftwaffe über­führt und ist damit das jüngste der Luftwaffe. Eine wei­tere Besonderheit ist, dass das AG 51 “I” das ein­zige inner­halb der Bundeswehr ist, das tak­ti­sche Luftaufklärung sowohl bemannt als auch unbe­mannt aus­füh­ren kann. Von 1995 bis 2001 war das Aufklärungsgeschwader 51 “Immelmann” an Einsätzen über Ex-​Jugoslawien betei­ligt. Im Januar 2005 über­nahm es den Auftrag zur Seekriegsführung aus der Luft. Seit 2007 befin­den sich Einsatzkräfte des AG 51 “I” zur Unterstützung der ISAF in Afghanistan. Seit März 2010 leis­tet die 2. Staffel ihren Dienst als Staffel für Unbemannte Aufklärungssysteme. Im glei­chen Monat wurde mit dem Einsatz von Drohnen in Afghanistan begonnen.

DANEVIRKE-​MUSEUM
Ochsenweg 5
D‑24867 Dannewerk
www.danevirkemuseum.de


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In eige­ner Sache:

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Insel Rügen: Gutshaus Zürkvitz

Gutshaus Zürkvitz

Zürkvitzer Straße 15
18556 Wiek OT Zürkvitz

Die Familie von der Lancken war seit 1532 im Besitz des Guts Zürkvitz. 1732 wurde unter Johann Carl von der Lancken ein stei­ner­nes Haus in „Zuerkevitz“ genannt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde unter Einbeziehung des Ursprungsbaus das Gutshaus Zürkvitz errich­tet. Etwa ein Jahrhundert spä­ter gelangte der Gutshof an in den Besitz der Freiherren von Bothmer. Der letzte Eigentümer bis 1945 war Ferdinand Freiherr von Bothmer. Heute befin­det sich das Gutshaus Zürkvitz in Privatbesitz. Es ist saniert und wird bewohnt.

Insel Rügen: Gutshaus Wollin

Gutshaus Wollin

Wollin 1
18556 Putgarten OT Wollin

Die erste urkund­li­che Erwähnung des Gutshofs Wollin datiert auf 1318. Das heu­tige Gutshaus wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut und befin­det sich heute in sanier­tem Zustand. Sowohl im Gutshaus selbst als auch im ehe­ma­li­gen Pferdestall befin­den sich Ferienwohnungen. Der Gutspark ist noch teil­weise erhalten.

Insel Rügen: Gutshaus Woldenitz

Gutshaus Woldenitz

Am Teich
18556 Wiek OT Woldenitz

Das Gut Woldenitz befand sich im 16. Jahrhundert im Besitz der Familie von Lancken. Unter die­ser wurde das Gutshaus Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Die Erben der Familie von Lancken ver­äu­ßer­ten die Gutsanlage an Thomas Witthohn, wel­cher das Gut Woldenitz an sei­nen Gutshof Parchov anglie­derte und beide Güter gemein­sam bewirt­schaf­tete. Nach 1945 erfolgte im Zuge der Bodenreform die Enteignung der Familie Witthohn. Das sanierte Gutshaus Woldenitz befin­det sich heute in Privatbesitz und wird bewohnt. Zum Gutshaus gehört ein klei­ner Park mit Teich.

Insel Rügen: Gutshaus Starrvitz

Gutshaus Starrvitz

bei Nr. 15
18556 Dranske OT Starrvitz

Heinrich von der Lancken ver­kaufte den Hof Starrvitz 1479 an das Brigittinenkloster Mariakron, das um 1560 mit dem Kloster St. Annen zum Kloster St. Annen und Brigitten zu Stralsund fusio­nierte und damit im Besitz der Hansestadt Stralsund stand. Das Backsteingutshaus Starrvitz wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Nach 1945 diente es als Wohnraum, danach bis 1990 als Ferienheim. Das Gutshaus steht seit vie­len Jahren leer.

Insel Rügen: Gutshaus Reidervitz

Gutshaus Reidervitz

Presenske 10
18556 Altenkirchen OT Presenske

Das Gutshaus Reidervitz, gele­gen im Ortsteil Presenske, ist iden­tisch mit dem Gutshaus Presenske. Es war Stammsitz der Adelsfamilie von Bohlen und wurde spä­ter von der Familie von der Lancken über­nom­men. Das Gutshaus Reidervitz wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts als Backsteinbau erbaut. Durch spä­tere Umbauten wurde das Aussehen ver­än­dert. 1838 gelangte das Gut in den Besitz der Stadt Stralsund. Diese ver­pach­tete das Gut an Otto Peters, Verwalter war Kurt Peters. Seit 2006 befin­det sich das Gutshaus Reidervitz in Privatbesitz und wurde zu Ferienwohnungen ausgebaut.

Insel Rügen: Gutshaus Putgarten

Gutshaus Putgarten

Dorfstraße 22
18556 Putgarten

Das heute sanierte Gutshaus Putgarten wurde um 1900 erbaut. In dem Backsteinbau befin­den sich der “Rügenladen” sowie ein Café. Zur sehr gepfleg­ten Gutsanlage hören neben dem Gutshaus ein Wohnhaus, ein Stall und eine Scheune.

Insel Rügen: Gutshaus Presenske

Gutshaus Presenske

Presenske 10
18556 Altenkirchen OT Presenske

Presenske bestand im 16. Jahrhundert aus einem Hof, der im Besitz der Familie von Krakevitz war, sowie zwei Höfen, die der Familie von Bohlen gehör­ten. 1741 gelangte Presenske kom­plett an die Familie von der Lancken. Seit 1838 war die Güter- und Klosterverwaltung des Klosters zum Heiligen Geist, die der Stadt Stralsund unter­stan­den, Eigentümer. Das Gutshaus selbst wurde im 19. Jahrhundert errich­tet und spä­ter umge­baut. Als Pächter des Guts sind um 1905 Robert Fock und um 1928 Friedrich Giercke bekannt.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gutshaus Presenske durch die Rote Armee genutzt. Während die­ser Zeit brannte das Gutshaus bis auf die Grundmauern nie­der. Um 1950 wur­den unter Verwendung der Ruinenreste zwei Wohnhäuser errich­tet. Die meis­ten Wirtschaftsgebäude fie­len zu DDR-​Zeiten einem Tornado zum Opfer und wur­den anschlie­ßend abge­ris­sen. Heute sind nur noch eine Scheune und eine stark sanie­rungs­be­dürf­tige Landarbeiterkate erhalten.

Insel Rügen: Gutshaus Parchov

Gutshaus Parchov

Parchov ggü. Nr. 6
18556 Wiek OT Parchov

Die Gutsanlage Parchov befand sich bis 1561 im Besitz der Familie von Viersen. Als wei­tere Besitzer sind die Familie von Platen bis 1909 sowie Thomas Witthohn bis zu des­sen Enteignung im Zuge der Bodenreform bis 1945 bekannt. Das Gutshaus Parchov wurde um 1840 erbaut und befin­det sich heute in einem stark sanie­rungs­be­dürf­ti­gen Zustand. Zur Gutsanlage hören außer­dem eben­falls sanie­rungs­be­dürf­tige Stallungen, ein Wohnwirtschaftsgebäude mit Turmaufbau sowie eine Parkanlage mit Umfassungsmauern.