Schlossruine Dwasieden
Waldgebiet Dwasieden
18546 Sassnitz OT Dwasieden
Schloss Dwasieden zählte zu den wertvollsten Schlössern, da es das einzige Gebäude in Norddeutschland war, das aus Sandstein, Granit und echtem Marmor errichtet worden war. Erbaut wurde das Schloss von 1873 bis 1877 im italienischen Renaissancestil unter einem der reichsten Männer der Bismarckzeit, Großbankier Adolph von Hansemann, in einem rund 100 ha großen Park. Bauliche Besonderheiten waren die beiden an den Eckseiten angeordneten Aussichtstürme sowie die tempelartigen Pavillons.
Adolph von Hansemann hatte das weitläufige Anwesen als Sommersitz ein Jahr zuvor von Baron Eduard von Barnekow erworben. Er war es auch, auf dessen Betreiben zwischen 1887 und 1896 der Sassnitzer Hafen angelegt wurde. Als er 1903 starb, fiel sein Besitz zunächst an seine Witwe und später an seine Enkelin von Oertzen. Sie verkaufte Schloss und Park 1935 an die Gemeinde, die es an die Reichsmarineverwaltung weiterveräußerte. Dadurch wurde das Schloss für militärische Zwecke zweckentfremdet.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs diente Schloss Dwasieden als Flüchtlings- und Quarantänelager. 1948 wurde es im Rahmen der Bodenreform zur Gewinnung von Baumaterial gesprengt, wobei nur wenige Gebäudeteile stehen blieben. Ab 1955 wurde das Gelände militärisch genutzt, wovon heute noch eine Vielzahl entsprechender, geradezu gruselig anmutender Ruinen zeugen.
Ursprünglich war in den frühen 1990er Jahren vorgesehen, das “Kurgebiet Dwasieden” zu entwickeln. Dazu sollte das Schloss in einen modernen Kurbetrieb mit Hotel eingebunden werden.
Diese Pläne zerschlugen sich allerdings ebenso wie weitere Wiederaufbauvorhaben. Der Marstall wurde 1997 durch einen Brand fast vollständig zerstört. Seine Ruine, Säulenreste der Pavillons sowie Keller sind die letzten Überreste der einst so prachtvollen Schlossanlage Dwasieden.