Klosterpark Altzella
Zellaer Straße 10
01683 Nossen OT Altzella
Historisches
Unter Robert de Molesme wurde 1098 ein Kloster im burgundischen Citeaux gegründet. Die dortigen Mönche schufen sowohl durch geistige als auch handwerkliche Arbeit große landwirtschaftliche Betriebe, die für die damalige Zeit eine Vorbildfunktion übernahmen. Der Erfolg dieses neuen Zisterzienserordens ließ in recht kurzer Zeit eine Vielzahl neuer Klöster entstehen, von denen eines “Cella Sanctae Mariae” (Altzella) war, erbaut im 12. Jahrhundert unter Otto Markgraf zu Meißen.
Die erste Messe wurde 1175 abgehalten, nachdem Abt Heinrich mit seinen Ordensbrüdern aus dem Mutterkloster Pforta bei Naumburg in das Kloster eingezogen war. Zeitgleich begann der Bau der Klosterkirche. Zwischen 1180 und 1230 entstanden mehrere Gebäude auf dem Klostergelände ein. Von 1190 bis 1381 diente das Kloster Altzella auch als Grablege der Wettiner.
Das Benediktinerinnen-Kloster Heilig Kreuz zu Meißen wurde dem Klosterabt 1217 unterstellt. im Jahre 1268, etwa ein halbes Jahrhundert später, entstand das Tochterkloster Cella Nova (Neuzelle) bei Guben. Bald schon bürgerte sich der Name Cella Vetus für Altzella zur besseren Unterscheidung ein.
1436 erwarb das Kloster das sich in schlechtem baulichen Zustand befindende Schloss Nossen mit dem Vorhaben es zum Abtssitz umzubauen. Insbesondere Abt Martin von Lochau, gestorben 1522, verhalt dem Kloster Altzella zu neuem Aufschwung verhalf. Er veranlasste Restaurierungsarbeiten und ließ den Schlafsaal des Konversenhauses umbauen: Das romanische Untergeschoss erhielt im Jahre 1506 ein Obergeschoss im Stil der Spätgotik aufgesetzt, das fortan die Bibliothek beherbergte.
Um 1540 veranlasste Herzog Heinrich der Fromme die Säkularisierung des Klosters. Bis 1544 wurde der weitläufige Klosterbesitz noch durch ehemalige Klosterangehörige verwaltet. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster Altzella 1545 endgültig aufgelöst. Die Bücher des Klosters wurden der Universität Leipzig übergeben, wo sie sich noch heute befinden. Das Kloster selbst befand sich zu dem Zeitpunkt in einem baulich schlechten Zustand und wurde deshalb ab 1553 unter Kurfürst August teilweise abgebrochen, wobei Baumaterial für den Umbau des Schlosses Nossen gewonnen wurde. Weitere Klostergebäude wurden 1599 durch einen Brand vernichtet.
Nachwendezeit
Ab 1990 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten am Lapidarium. 1994 wurde dem Freistaat Sachsen das Gelände rückübertragen. In den folgenden Jahren wurde die weitläufige Anlage des Klosterparks denkmalgerecht wiederhergestellt.
Heutige Nutzung
Der Klosterpark mit seiner Klosterruine kann bis auf die Wintermonate besichtigt werden. Eine Ausstellung im Konversenhaus, ein Café sowie vielfältige Veranstaltungen wie Führungen, Mittelalterfeste, Konzerte und Klostergottesdienste ergänzen das touristische Angebot.
Gebäude und Bauwerke
Mit dem Bau der romanischen Stiftskirche, in der 22 Mitglieder des Hauses Wettin beigesetzt wurden, wurde 1175 begonnen. Die Weihe erfolgte 1198. Erhalten sind nur noch zwei Teile des 1790 abgebrochenen Westgiebels.
An der Südwestecke der Stiftskirche wurde von 1336 bis 1349 die Andreaskapelle (Foto) errichtet. Sie diente bis 1381 als Begräbnisstätte des Hauses Wettin. 1559 ließ Kurfürst August beide Gebäude renovieren und ihre Dächer neu eindecken.
Ab 1676 ließ Kurfürst Johann Georg II. Grabungen durchführen. Gleichzeitig wurde mit dem Bau einer barocken Gedächtniskapelle begonnen, die im Siebenjährigen Krieg beschädigt und 1787 im klassizistischen Stil zum Mausoleum umgebaut wurde. Die bei den Grabungen aufgefundene Gebeine Bestatteten wurden 1804 in die Gruft des Mausoleums umgebettet. Die Restaurierung erfolgte zwischen 1992 und 1994.
Der Ostflügel des Klosters beherbergte im Erdgeschoss die Sakristei, den Kapitelsaal und das Parlatorium (Sprechsaal). Im Obergeschoss befand sich der Schlafsaal der Mönche. Erhalten sind noch Ruinen des Kapitelsaals und einer kleinen gotischen Kapelle.
Der Weinkeller in Bruchstein-Kreuzgewölbe-Ausführung befindet sich noch heute in sehr gutem Zustand und ist begehbar.
Von den beiden als Getreidelager genutzten Schüttgebäuden (Foto) sind die Außenmauern und die markanten Giebel noch erhalten.
Das Konversenhaus stand den nichtgeweihten Ordensbrüdern, den sogenannten Konversen zur Verfügung. Im Erdgeschoss befand sich das Refektorium (Speisesaal), das Obergeschoss diente als Dormitorium (Schlafsaal). Nachdem der Schlafsaal nicht mehr benötigt wurde, wurde er 1506 zur Bibliothek umgebaut. Das Konversenhaus wurde von ca. 1700 bis 1952 als Getreidespeicher und Kuhstall genutzt und ist als einziges Gebäude komplett erhalten. Seine Wiederherstellung begann 1955. Dennoch war in den 1980er Jahren mit einem Einsturz des Dachstuhles zu rechnen. Der Speisesaal dient seit 1962 als Lapidarium zur Ausstellung von Fundstücken.
Die Schreiberei diente überwiegend Verwaltungszwecken und bestand ursprünglich aus zwei Räumen im Erd- und Obergeschoss. 1847 erfolgte ein Erweiterungsbau. Ab 1790 bis 1945 wurde das Gebäude als Branntweinbrennerei genutzt. Nach Kriegsende zogen Traktorenwerkstatt, Tischlerei und Schmiede in das Gebäude ein. Es wurde zwischen 1996 und 1998 saniert. Heute wird die Schreiberei als Eingangsbereich mit Kasse, Café und Sanitäranlagen genutzt.
Die Abtei (Foto) war das eigentliche Verwaltungszentrum des Klosters und wurde zudem als Unterkunft für Gäste des Klosters genutzt. Erhalten sind noch die Umfassungsmauern der Abtskapelle, der Ostsaal (Fürstenzimmer) sowie zwei Gewölbekeller.
Vom Sommerrefektorium ist noch ein Fassadenteil erhalten. Der Speisesaal in gotischer Ausführung entstand um 1225 vermutlich auf den Mauern eines Vorgängerbaus und maß 45 x 14 Meter. Ab dem 13./14. Jahrhundert konnte das Refektorium über eine Art Kachelofen beheizt werden. Es ist ab 1472 auch als Winterrefektorium nachweisbar. 1994 bis 1996 erfolgten Sicherungsarbeiten.
Das Klosterareal verfügte weiterhin über Kalefaktorium (Wärmestube), Brunnenhaus, Schlachthaus, Abteiküche, Weinpresse, Waschhaus, Mühle, Brauerei, Gerbhaus und die Klostergärten. Im 19. Jahrhundert wurden auf dem Gelände Mühle, Wagenschuppen und Spritzenhaus erbaut.
Außenanlagen
Die auf einem künstlich angelegten Hügel im Park stehende gotische Betsäule (Foto) aus dem 15. Jahrhundert war einst vor dem Hauptportal aufgestellt. Sie wurde in den 1990er Jahren restauriert. Der durch die Freiberger Mulde gespeiste Mühlgraben wurde künstlich angelegt, um die Selbstversorgung im Kloster zu gewährleisten. Das Kloster ist von einer 1325 m langen, bis 2 m dicken und bis 5 m hohen Bruchsteinmauer umgeben.
Den ursprünglich einzigen Zugang ins Kloster bildete das im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts entstandene Klostertor mit seinem romanischen Stufenportal. Über dem Portal befand sich das Torhaus, das vom Torwächter als Wohn- und Arbeitsort genutzt wurde. Vor dem Tor führte eine Brücke über einen Graben, der heute über anderthalb Meter hoch verfüllt ist.
Um 800 ließ Kurfürst August III. einen romantischen Landschaftspark anlegen, bei dem Gebäude und Ruinen mit in die Gestaltung einbezogen wurden. Während es zu jener Zeit gerade modern war melancholisch wirkende und sich mit Tod und vergänglichkeit befassenden Landschaftsparks mit künstlichen Ruinen und Staffagebauten entstehen zu lassen, konnte Kurfürst August III. sich glücklich schätzen im Klosterpark Altzella natürliche Ruinen und Staffagen vorzufinden.