Historische Festung Leipzig
Leipzig war seit dem Mittelalter von zwei Stadtmauern umgeben, wobei die innere Mauer die höhere war. Zwischen den Mauern lag ein begehbarer Zwinger und vor der Außenmauer ein wassergefüllter Stadtgraben. Vier Tore mit Zugbrücken ermöglichten den Zugang zur Stadt vor allem für den Handelsverkehr. Zu den vier Haupttoren und den fünf zusätzlichen Pforten durch die Stadtmauer kamen später noch mehrere äußere Tore, die als Nebentore die Zufahrtsstraßen der Stadt kontrollierten. Heute ist keines der Tore mehr erhalten.
Die Leipziger Stadtbefestigungsanlagen wurden 1546 vom Kurfürsten Moritz in Auftrag gegeben. Die Verwaltung übernahmen im 16. und 17. Jahrhundert adlige Kommandanten und anschließend bis zum frühen 19. Jahrhundert adlige Gouverneure. Darunter befanden sich namhafte Kommandanten wie Oberst Sebastian von Wallwitz, Oberst von Dieskau, Alexander von Miltitz, Oberst Joachim von Schleinitz und Generalmajor Wolff Christoph von Arnim. Bekannte Gouverneure waren unter anderem die Generalleutnants Hans Rudolph von Minckwitz, Carl Gottlob von Neitschütz, Graf Joachim Friedrich von Flemming, Johann Friedrich Vitzthum von Eckstädt, Constantin Hartwig von Nostitz, Georg Friedrich August von Polenz und zuletzt 1813 General Jean Toussaint Arrighi de Casanova.
Nach der Belagerung der Stadt im Schmalkaldischen Krieg wurde die Stadtfestigung Mitte des 16. Jahrhunderts durch vorgelagerte Bastionen, sogenannte Basteien, erweitert. Die einzige hauptsächlich unterirdisch noch erhaltene Bastion ist die Moritzbastei, die zwischen 1551 und 1554 erbaut wurde. Sie galt als Meisterwerk der Festungsbaukunst und uneinnehmbar. Diese These wurde im Dreißigjährigen Krieg widerlegt. Mit der Verstärkung der Stadtbefestigung wurde die Umgestaltung der Tore notwendig. Teilweise wurden die Tore neu errichtet und enthielten Turmbauten. Nach dem Dreißigjährigen Kriege kam es zu weiteren Ergänzungs- und Erneuerungsbauten der Stadtbefestigung.
Abbruch der Stadtfestung
Kurfürst August III. verfügte 1763 den Abbruch der Stadtbefestigung, mit dem in den 1770er Jahren begonnen wurde. Die inneren Stadttore blieben zunächst erhalten und wurden durch äußere Stadttore an den wichtigsten Zufahrtsstraßen ergänzt. Die Stadtmauer war gegen Ende des 18. Jahrhunderts fast komplett abgetragen. Der Stadtgraben hingegen war noch vorhanden. Über ihn führten nach wie vor Brücken zu den Haupttoren, die aus Sicherheitsgründen nachts geschlossen wurden.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verloren die Tore zunehmend ihre Bedeutung. Drei der Haupttore wurden als Verkehrshindernis wahrgenommen und zwischen 1822 und 1831 abgetragen, das Peterstor folgte 1860. Manche Nebentore blieben noch erhalten, bis 1856 mit dem Zeitzer Tor das letzte Tor abgerissen wurde.
Innere Stadttore | Haupttore
Die inneren Tore bildeten die historischen Zugänge zur alten Stadt. In Leipzig kreuzten sich die beiden wichtigen Handelsstraßen Via Regia und Via Imperii, weshalb diesen vier Haupttore zugeordnet waren, die in etwa mit den Himmelsrichtungen übereinstimmten. Nach diesen Toren wurden die vier Stadtviertel der Innenstadt und die Vorstädte vor den Toren benannt.
Das Grimmaische Tor traf im Osten auf die Via Regia und wurde zwischen 1498 und 1502 mit einer Zugbrücke über den Wallgraben errichtet. 1577 wurde die Stadtbefestigung am Grimmaischen Tor durch eine stärkere Verteidigungsanlage ersetzt. Dabei erhielt sie einen Turm, der in Friedenszeiten als Schuldturm diente. Die Hauptwache der Stadt zog 1687 ein. 1831 wurde das Grimmaische Tor abgerissen. Der Turm musste spätestens 1838 weichen.
Im Süden verlief die Via Imperii durch das erstmals 1420 erwähnte Peterstor, das nach der benachbarten Peterskirche benannt war. Das Tor enthielt Wachstuben und Wohnungen für städtische Beamte, führte durch einen Turm und wurde 1722 / 1723 durch einen Neubau ersetzt. Es wurde 1860 als letztes der historischen Stadttore abgerissen.
Das Ranstädter Tor war die Westverbindung zwischen Stadt und Via Regia und in die zwischen 1547 und 1550 errichtete Ranstädter Bastei (auch Rannische Bastei) eingebunden. Bis 1687 befand sich am Ranstädter Tor die städtische Hauptwache. Die Toranlage mitsamt dem Turm wurde 1822 abgebrochen.
Das Hallische Tor war der nördliche Stadtein- und ‑ausgang für die Via Imperii. Es wurde 1692 erbaut und 1831 abgerissen.
Pforten
Neben den Toren hatte die Stadtmauer noch fünf Pforten für den Personenverkehr:
- Barfußpförtchen
- Georgenpförtchen
- Hallisches Pförtchen
- Schlosspforte
- Thomaspförtchen
Äußere Tore
Die äußeren Stadttore wurden weniger aufwändig errichtet und bestanden meist nur aus Wachhäuschen und Toren mit einfachen Flügeln oder Schlagbäumen:
- Äußeres Grimmaisches Tor (auch Kohlgärtnertor)
- Äußeres Hallisches Tor (auch Gerbertor)
- Äußeres Peterstor (auch Zeitzer Tor)
- Äußeres Ranstädter Tor (auch Äußeres Rannisches Tor oder Wassertor)
- Hintertor (auch Schönefelder Tor oder Tauchaer Tor)
- Hospitaltor
- Münztor (auch Floßtor)
- Rosentaltor
- Sandtor mit dem späteren benachbarten Neuen Sandtor
- Windmühlentor (Beim Abbau des Tores barg der Besitzer des Ritterguts Wachau das Tor und schaffte es in seinen Gutspark. Dort ist es bis heute als einziger Überrest der Leipziger Stadttore erhalten.)