Burg & Schloss Colditz
Schlossgasse 1
04680 Colditz
Historisches
Für das Jahr 1046 ist eine Ersterwähnung eines Burgwards in einer Schenkungsurkunde bezeugt. Aus einer zweiten Schenkungsurkunde von 1084 geht als neuer Besitzer Wiprecht von Groitzsch hervor, der den Ausbau zur Burg vorantrieb. Im 12. Jahrhundert gelangte die Burg Colditz an Thimo I. von Colditz, welcher den Besitz als Lehen an den böhmischen König übertrug. Der Meißner Markgraf Wilhelm der Einäugige erwarb einen Teil der Colditzer Herrschaft 1396 und einen weiteren Teil der Colditzer Herrschaft 1404. 1429 wurde die Burg durch die Hussiten zerstört und 1464 unter Kurfürst Ernst wieder aufgebaut.
Die Burg Colditz erlitt in einem Stadtbrand, verursacht durch einen Bäcker, im Jahre 1504 schwere Schäden. Ab 1506 und nach 1520 wurde die Burg Colditz in zwei Bauphasen im Stil der frühen Renaissance umgebaut und erweitert. 1566 beauftragte Kurfürst August weitere Umbauten, um das Schloss als Wohnschloss zu nutzen, doch die Arbeiten begannen erst 1582. Unter Kurfürst Christian I. wurde der Bereich des Zwingers zu Lustgärten ausgebaut.
Kurfürstin Sophie nutzte Schloss Colditz zwischen 1602 und 1620 als Witwensitz und führte die Baumaßnahmen fort. Unter anderem entstand in ihrem Auftrag ein Weinberg mit einer Treppenanlage und mehreren Grotten. Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, oftmals besser bekannt als August der Starke, nutzte als letzter sächsischer Herrscher Schloss Colditz für seine Jagdgesellschaften. 1787 wurde das Inventar verkauft und 1800 der Tiergarten in einen Staatsforst umgewandelt.
Ab 1803 wurde das Schloss als Arbeitshaus genutzt. Hier sollten Randgruppen der Gesellschaft zur Arbeit erzogen werden. 1829 erfolgte eine Umnutzung als Landesversorgungsanstalt für unheilbar Geisteskranke. Der wohl bekannteste Patient war Ludwig Schumann, ein Sohn Robert Schumanns. Anstelle der Stall- und Wirtschaftsgebäude wurde 1864 ein Krankenhaus-Neubau errichtet. Die Landespflegeanstalt schloss 1924. Ab 1926 wurde im Schloss Colditz die einzige in Sachsen existierende Landeskorrektionsanstalt eingerichtet. Hier wurden überwiegend mehrfach verurteilte Bettler und Landstreicher untergebracht.
Von 1933 bis 1934 erfolgte unter den Nationalsozialisten eine Umnutzung des Schlosses als Schutzhaftlager. Von 1936 bis 1937 diente Schloss Colditz als Lager des Reichsarbeitsdienstes und ab 1938 wieder als Landes-Heil- und Pflegeanstalt mit einer zweifelhaften Umsorgung der Patienten. Ab Herbst 1939 wurde ein Kriegsgefangenenlager für Offiziere eingerichtet. Im April 1945 gelang die Befreiung der Insassen durch amerikanische Soldaten.
Schon 1523 gab es einen Tiergarten, welcher direkt an Schloss Colditz angrenzte und einer der ersten Tiergärten überhaupt in Deutschland war. Unter Kurfürst Christian I. wurde er 1587 und 1591 erweitert. In ihm lebte Damwild und Rotwild, welches in eigenen Jagden geschossen wurde. 1591 begannen Bauarbeiten für ein Lusthaus, welches von einer Vielzahl von Teichen, Wasserspielen und einem Küchengebäude umgeben war. 1624 wurde der Tiergarten unter Johann Georg I. noch einmal erweitert. Ab 1800 wurde der Tiergarten zum Staatsforst umgewandelt. Das Lusthaus wurde wegen Baufälligkeit abgerissen.
Das Fürstenhaus stammt aus der Bauzeit zwischen 1460 und 1520. Die Schlosskapelle basiert auf einem Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert. Das stadtseitige Torhaus stammt aus dem frühen, die Steinbrücke aus dem späten 16. Jahrhundert und das Beamtenhaus wurde 1603 unter Sophie von Brandenburg als Hofapotheke erbaut.
Nach 1945
Nach der Befreiung 1945 diente Schloss Colditz im Herbst des gleichen Jahres als Internierungslager für enteignete und vertriebene Gutsbesitzer und deren Familien. Ab 1946 war im Schloss ein Krankenhaus untergebracht. Zu DDR-Zeiten gab es erste Besuche ehemaliger Kriegsgefangener. Darüber hinaus besuchten ungewöhnlich viele britische Touristen zu DDR-Zeiten das Schloss; Schloss Colditz war in Großbritannien als Colditz Castle durchaus bekannt.
Nachwendezeit
Das Krankenhaus zog 1996 aus. Es folgten umfangreiche Sanierungen durch den Freistaat Sachsen. Seit 2003 gehört Schloss Colditz zu den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen. 2007 eröffnete eine Jugendherberge und 2010 die Landesmusikakademie Sachsen. Von 2013 bis 2015 wurde die Schlosskapelle restauriert.
Heutige Nutzung
In Schloss Colditz befinden sich unter anderem das Fluchtmuseum, eine Jugendherberge und die Landesmusikakademie Sachsen.
Bodendenkmalschutz
Die ursprüngliche Burg ist durch das Schloss vollständig überbaut. Das Burgareal steht seit 1974 als Bodendenkmal unter Schutz.