Wasserburg & Schloss Schleinitz
Schleinitz 1
01623 Nossen OT Schleinitz
Historisches
1231 wurde erstmals ein Herrensitz in Schleinitz erwähnt, bei dem es sich um eine Wasserburg gehandelt haben soll. Die Familie von Schleinitz, sächsischer Uradel, besaß den Herrensitz Schleinitz von 1255 bis 1594. Unter ihnen wurde Schleinitz 1443 als Rittersitz und 1551 als Rittergut urkundlich erwähnt. Der heutige Schlossbau wurde Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts als Umbau der Wasserburg mit zwei Rundtürmen errichtet. Die Türme waren einst durch eine Wehrmauer verbunden. Die Adelsfamilie von Loß besaß Schleinitz von 1594 bis 1664. Unter dieser erfolgten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Um- und Ausbauten des Schlosses.
Nachfolgend gelangte die Familie von Bose in den Besitz von Schleinitz und behielt ihn bis 1773. Darunter war auch Dietrich von Bose, welcher Ritter des Johanniterordens, kurfürstlicher Kammerherr und Inspekteur der Fürstenschule Sankt Afra in Meißen war. 1773 ging Schleinitz per Erbe an die Familie von Zehmen über und verblieb in deren Besitz bist 1906. 1781 ließen sie eine steinerne Brücke über den ehemaligen Wassergraben errichten. 1905 erfolgten umfangreiche Umbaumaßnahmen, bei denen unter anderem im Mittelbau eine zweigeschossige Halle errichtet wurde. Hans-Dietrich von Zehmen lebte aber meist in London und starb dort 1906 kinderlos. Seine Schwester Marie Susanna, verehelicht mit Dr. Heinrich Freiherr von Friesen, erbte das zu diesem Zeitpunkt lange leerstehende Schloss Schleinitz. Die Familie von Friesen besaß den Grundbesitz bis 1945.
Nach 1945
Die Witwe Marie-Josephe von Friesen war bis 1945 die letzte Besitzerin von Schloss Schleinitz. Sie wurde vor der drohenden Deportation rechtzeitig gewarnt und konnte mit ihrer Familie fliehen. Das Schloss wurde von den Russen geplündert und die im Schloss während des Krieges eingelagerten Dresdner Kulturgüter zerstört. Lediglich eine Vase konnte gerettet und rekonstruiert werden und ist heute im Schloss Moritzburg ausgestellt.
Im Schloss wurden Flüchtlinge und Heimatvertriebene einquartiert, die Wirtschaftsgüter übernahm eine LPG. In den 1960er Jahren nahm die Familie von Friesen Kontakt zur alten Heimat auf. Sie erhielt aus ihrem früheren Besitz einige Kunstgegenstände zurück, eine vollständige Rückgabe des Eigentums erfolgte jedoch nicht.
Nachwendezeit
Die LPG wurde 1990 aufgelöst und das heruntergewirtschaftete Schloss stand leer. Bereits zwei Jahre später wurde der Förderverein gegründet. Dieser erhielt zunächst ein Startkapital von einer Stiftung, begann mit der schrittweisen Sanierung des Schlosses und richtete ein Kultur‑, Bildungs- und Begegnungszentrum ein. 1998 wurden zusätzlich ein Hotel und ein Restaurant im Schloss eingerichtet. In der Schlosskapelle werden Trauungen durchgeführt, auch für Seminare und Feiern kann das Schloss genutzt werden. Das Gartenhaus wurde als Orangerie in dem weitläufigen französischen Park erbaut und besaß im Obergeschoss eine Bibliothek mit über 3.000 Büchern von Dietrich von Bose aus dem Jahr 1690.
Heutige Nutzung
Das Schloss wird heute überwiegend für die Durchführung von Veranstaltungen genutzt. Übernachtungen sind im Hotel und in der Herberge ebenfalls möglich. Das Schloss verfügte über ein 280 ha großes Wirtschaftsgut. Die ehemaligen Scheunen, Malz‑, Backhäuser und Stallungen sowie das Gartenhaus werden als Wohnungen genutzt.
Bodendenkmalschutz
Die mittelalterliche Wasserburg als Ursprungsbau wurde Ende 1972 unter Bodendenkmalschutz gestellt. Sie ist durch das Schloss überbaut, der trockengelegte Graben ist noch vorhanden und gut erkennbar.