Felsenburg Neurathen
Basteistraße
01847 Lohmen
Intro | Allgemeines
Die Felsenburg Neurathen war die größte mittelalterliche Felsenburg in der Sächsischen Schweiz, von der heute noch zahlreiche Überreste zu sehen sind. Sie liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Touristenmagnet Basteibrücke und oberhalb des Kurorts Rathen im Nationalpark Sächsische Schweiz.
Neurathen stand in enger Verbindung mit der Burg Altrathen. Die Bezeichnungen Altrathen und Neurathen wurden erst in der neueren Zeit zur Unterscheidung der beiden Anlagen vergeben und kurioserweise stellt die Felsenburg Neurathen die ältere Anlage dar. Wie zu jener Zeit üblich, wurden die Bauten der Felsenburg entweder in den Fels getrieben oder durch Holzgebäude in Fachwerkbauweise errichtet.
Historisches
Trotz dass es sich bei der Felsenburg Neurathen um die größte und eine der bedeutendsten Anlagen ihrer Art in der Sächsischen Schweiz handelt, ist ihre Entstehung und ihre Erbauungszeit nicht exakt nachvollziehbar. Urkundliche Belege lassen sich erst ab der Mitte des 13. Jahrhunderts auswerten. Während bereits im Jahre 1261 ein Herrensitz unter Teodoricus de Raten in diesem Gebiet nachweisbar war und von einem böhmischen Lehen zeugt, erfolgte die erste schriftliche Überlieferung als castrum im Jahre 1289.
1361 wurden in einer Urkunde erstmals zwei Burgen genannt. Zu dieser Zeit gehörte Neurathen Peter von Michelsberg. Die Herren von Michelsberg verkauften Rathen 1406 an die Berken von der Duba. Neuer Herr über das Rathener Gebiet wurde Hinko Berka von der Duba der Ältere, der seinen Besitz vier Jahre später unter seinen Söhnen aufteilte. Rathen wurde Benesch Berka von der Duba zugesprochen, er übernahm den Besitz jedoch erst nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1419.
Die Berken von der Duba haben den Ausbau der Felsenburgen und Burgwarten in der Sächsischen Schweiz intensiv vorangetrieben. Gleichzeitig lagen sie immerzu in Fehde, weshalb es mehrfach zu Belagerungen, Übernahmen und Rückeroberungen der Burg kam. Erst ein im Jahre 1441 geschlossener Sühnevertrag konnte die ständigen Streitereien beilegen: Rathen verblieb bei Friedrich von Oelsnitz, der im Dienste des sächsischen Kurfürsten stand, und die Berken mussten auf ihren Besitz verzichten. 1459 gelangten die Wettiner endgültig in den Besitz von Rathen.
Hans von Oelsnitz wurde 1466 als Besitzer der Doppelburg Rathen genannt. Unter ihm wurde die Burg zur Raubritterburg heruntergewirtschaftet. Um dem ein Ende zu setzen, wurden beide Burgen ab 1467 von Kurfürst Ernst von Sachsen und Herzog Albrecht von Sachsen belagert. Erst nach über einem Jahr gelang es die Burgen zu erobern. Die Burgen fielen 1485 an Herzog Albrecht von Sachsen. Der Verfall schritt in Ermangelung einer sinnvollen Nutzung fort.
Verlust
In der Folgezeit gibt es widersprüchliche Darlegungen. Einerseits soll Neurathen bereits um 1530 zur Ruine verkommen gewesen sein, andererseits wurde in der ersten sächsischen Landeskarte von 1593 ein Schloss Der neue Raden bezeichnet. Hierbei handelte es sich um den ersten schriftlichen Nachweis des Namens Neurathen. Die verfallene Burg diente unter anderem während des Dreißigjährigen Krieges und während des Nordischen Krieges 1706 der Bevölkerung als Zufluchtsort und Versteck vor den schwedischen Truppen.
Neuere Geschichte
Die touristische Erschließung der Bastei begann 1814. Um 1821 entstanden zwei Holzbrücken unter Verwendung mittelalterlicher Steinpfeiler zwischen dem Neurathener Felsentor und der Steinschleuder, und 1826 folgte der Bau einer Holzbrücke über die Mardertelle. Diese drei Brücken boten seit der Zerstörung der Felsenburg erstmals die Möglichkeit diese wieder zu erreichen.
Die jetzige Basteibrücke aus Stein ersetzte ab 1851 die vorherigen Holzkonstruktionen. Sie folgt, wenn auch in erhöhter Lage, dem ursprünglichen, mittelalterlichen Zugang zur Burg. Erste archäologische Untersuchungen wurden 1906 durchgeführt, wobei die alte Zisterne gefunden und freigelegt wurde. Weitere archäologische Grabungen erfolgten zwischen 1932 und 1934. Dabei wurde der alte Wehrgang entdeckt und für Besucher zugänglich gemacht.
Nach 1945
Während des Zweiten Weltkrieges verfiel der Wehrgang, er wurde in der Folge 1953 saniert. Zwischen 1982 und 1984 gab es wiederholt archäologische Arbeiten. Zeitgleich erfolgte ein Ausbau der Felsenburg zum Freilichtmuseum.
Heutige Nutzung
Heute kann die Felsenburg Neurathen als Freilichtmuseum besichtigt werden. Die Die Treppen und Stege aus Stahl führen teilweise in luftiger Höhe herum, weshalb Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nützlich sind. Der Rundgang wird durch 24 Informationstafeln begleitet. Erkennbar sind ausgehauene Felsgemächer, Balkenlager, Balkenfalze, Steinkugeln und mittelalterliche Streppenstufen.
Zu sehen gibt es auch ein Modell der Felsenburg, wie sie wahrscheinlich bis zu ihrer Zerstörung 1469 ausgesehen haben könnte. Aber auch außerhalb des Freilichtmuseums gibt es an mehreren Stellen Zeugnisse der früheren Felsenburg zu sehen, so beispielsweise das Neurathener Felsentor, das damalige Burgtor, ein Postenstand am Mönch und zwei weitere am Kanapee und oberhalb der Aussicht am Tiedgestein sowie Steinstufen auf der Steinschleuder.
Bodendenkmalschutz
Die Felsenburganlage steht als Bodendenkmal unter besonderem Schutz.