Zwinger
Theaterplatz 1 (Semper-Galerie)
Sophienstraße (Glockenspielpavillon)
Ostra-Allee (Kronentor)
01067 Dresden
Historisches
Kurfürst Moritz und seine Schwägerin Anna galten als Begründer des sächsischen Gartenbaus. Kurfürst Moritz unternahm 1549 einen ersten Anlauf zur Anlage eines Zwingergartens nach dem Vorbild des Prager Schlossgartens. Die Kurfürsten Christian I. und Christian II. förderten die Entwicklung der Gartenanlagen. Unter Kurfürst Johann Georg II. wurden vielfältige Obstsorten kultiviert.
Bauherr des barocken Zwingers war August der Starke. Seine Regierungszeit als Kurfürst Friedrich August I. war mit einer intensiven baulichen Entwicklung der Stadt Dresden verbunden. Er war bestrebt die Residenzstadt architektonisch nach französischem und italienischem Vorbild zu gestalten und die bisher Dresden prägende Holzarchitektur zu ersetzen. Der Bau des Zwingers war eines seiner größten Projekte, der alte Zwingergarten erschien ihm unzeitgemäß und nicht mehr den Bedürfnissen entsprechend.
Der Bau des barocken Zwingers begann 1709, als ein halbrunder Festplatz im Bereich des heutigen Theaterplatzes entstand, welcher von Holzgebäuden umgeben war. Dieser Festplatz diente als Kulisse für höfische Feste. Die Arbeiten an den Bogengalerien, dem Nymphenbad und dem späteren Mathematisch-Physikalischen Salons begannen 1711. August der Starke hatte hierfür den Landesbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann und den Bildhauer Balthasar Permoser verpflichtet. Pöppelmann reiste quer durch Europa, um sich von barocken Bauten und Gärten inspiriren zu lassen.
Der Bau des Wallpavillons begann 1716. Drei Jahre später wurden die Bauarbeiten am Zwinger vorläufig abgeschlossen, da 1719 die pompöse Hochzeit des Kurfürstensohnes Friedrich August II. mit Maria Josepha von Österreich im Zwinger stattfinden sollte. Der weitere Ausbau des Zwingers insbesondere an der Süd- und Ostseite dauerte noch bis 1728, als der Glockenspielpavillon fertiggestellt wurde.
Die Nordseite erhielt eine bauliche Zwischenlösung, weil der Kurfürst hier ein neues Schloss vorgesehen hatte. Pöppelmann konnte mit seinen Entwürfen dem Kurfürsten jedoch nicht gerecht werden, selbst als der Zwinger nur noch einen Vorhof eines gigantischen neuen Schlosses mit sieben eigenen Schlosshöfen darstellen sollte. Auch Geldmangel sorgte dafür, dass dieser Schlossneubau nie ausgeführt wurde. Die Entwicklungen in Europa bewirkten auch einen Bedeutungsverlust des Zwingers. Die Architektur bevorzugte den Klassizismus, andere Schlossprojekte in Sachsen erhielten Vorzug, die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechterten sich und der Unterhalt des Zwingers mit all seinen Annehmlichkeiten verschlang immense Summen.
1746 erhielt der Opernunternehmer Pietro Mingotti die Genehmigung, im Zwingerhof ein hölzernes Schauspielhaus zu errichten. Es wurde 1746 eröffnet und brannte bereits zwei Jahre später ab. Seine Fundamente wurden erst im Rahmen von Sanierungsarbeiten 1929 und 1930 beseitigt.
Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 erlitt der Zwinger durch Kanonenbeschuss großen Schaden. Sanierungs- und Umbauarbeiten wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgeführt. Während der Napoleonischen Feldzüge erlitt der Zwinger erneut Beschädigungen. In dieser Zeit wurden auch die Befestigungsanlagen von Dresden niedergerissen und 1812 der Graben vor dem Kronentor verfüllt und die Brücke entfernt. Gleichzeitig wurden die Gartenanlagen neu gestaltet. Die Elbseite des Zwingers wurde von 1847 bis 1854 durch die Gemäldegalerie geschlossen. 1855 erfolgte die Eröffnung des heute Sempergalerie genannten Bauwerks. Brandschäden am Zwinger, die durch Brandlegung von Aufständischen 1849 verursacht worden sind, wurden bis 1863 beseitigt.
Im Laufe der Zeit war es neben Kriegsbeschädigungen auch durch Sanierungsarbeiten mit den letztlich falschen Methoden zu Schäden an der Bausubstanz des Zwingers gekommen. Die ersten finanziellen Mittel für die Aufarbeitung dieser Schäden wurden 1911 zur Verfügung gestellt. Dennoch nahmen die Schäden überproportional zu den ausgeführten Arbeiten zu, weshalb es zur Einstellung der Arbeiten 1915 kam. Der Verfall des Zwingers schritt voran. Erst 1924 bis 1936 erfolgten umfassend wirkende Restaurierungsarbeiten. Der Mathematisch-Physikalische Salon wurde 1929 wieder eröffnet. Ein Teil des zugeschütteten Grabens vor dem Kronentor wurde ebenfalls wiederhergestellt. 1939 öffnete die Porzellansammlung.
Nach 1945
Der Zwinger wurde bei der Bombardierung von Dresden im Februar 1945 schwer getroffen, brannte aus und war fast vollständig zerstört. Schon im August desselben Jahres gab es erste Gespräche zur Koordination des Wiederaufbaus. Die sowjetische Militärverwaltung unterstützte die Bemühungen des Wiederaufbaus. Sie erstellte zwei Kulturbefehle, in denen der Schutz und die Wiedererrichtung von Kulturbauwerken angeordnet wurde. Daraufhin stellte die neue Sächsische Landesverwaltung erste Haushaltsmittel für den Wiederaufbau bereit.
Ein Teil des Innenhofes wurde für Besucher im Frühjahr 1951 zugänglich gemacht. Im gleichen Jahr wurden der Zwingergraben und der Zwingerteich miteinander verbunden. Außerdem wurde das Kronentor vollendet. 1952 wurde der Mathematisch-Physikalische Salon fertiggestellt, 1954 drei Giebel des Wallpavillons und 1955 der Glockenspielpavillon. Die Gemäldegalerie eröffnete 1956 und wurde im Herbst 1960 vollendet. Allein ihre Wiederaufbaukosten betrugen fast 8 Millionen Deutsche Mark. 1960 wurde auch der Französische Pavillon fertiggestellt, drei Jahre später folgte der Wallpavillon. Der Zwinger befand sich nun äußerlich wieder weitgehend im baulichen Zustand wie vor dem Krieg.
Nachwendezeit
Eine weitere große Beschädigung erlitt der Zwinger im Jahr 2002 während des Elbhochwassers, als die Elbe in unmittelbarer Nähe auf einen Pegelstand von 9,40 Meter anstieg. Zusammen mit der Weißeritz, die ebenfalls übertrat, wurde die Altstadt Dresdens aus zwei Richtungen überflutet. Es dauerte mehrere Tage, bis die Wassermassen aus dem Zwingerhof abgepumpt waren. Das Hochwasser hatte an der Gebäudesubstanz und an den gärtnerischen Anlagen massive Schäden hinterlassen.
Von 2008 bis 2012 wurde der Mathematisch-Physikalische Salon saniert. Er erhielt zudem einen unterirdischen, fensterlosen Ausstellungssaal für lichtempfindliche Geräte sowie eine Werkstatt. Von 2012 bis 2016 wurde das Kronentor umfassend saniert. Seit 2013 wird die Sempergalerie erneuert. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 46,7 Millionen Euro. Seit 2017 befinden sich im Sommerhalbjahr 76 Bitterorangenbäumchen im Zwingerhof, die vier Jahre zuvor in Italien erworben wurden. Für die Bäumchen können Patenschaften übernommen werden.
Heutige Nutzung
Der Zwinger ist Teil des Staatsbetriebs Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen. Er beherbergt mehrere Ausstellungen. Im Innenhof finden Veranstaltungen statt.