Festung Königstein
01824 Königstein
Die Festung Königstein zählt zu den größten Bergfestungen in Europa. Sie liegt auf dem namensgebenden Tafelberg im Elbsandsteingebirge und umfasst ein etwa 9,5 Hektar großes Felsplateau mit über 50 Bauten. Der Wallgang um den Festungsfuß herum, auch als Patrouillenweg bezeichnet, ist ungefähr 1,8 km lang. Bei dem 152,5 m tiefen Brunnen handelt es sich um den zweittiefsten Burgbrunnen Europas.
Historisches
Eine erste schriftliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1233, als der Königstein noch zum Königreich Böhmen gehörte. Die Urkunde des böhmischen Königs Wenzel I. nannte als Zeugen den Burggrafen Gebhard vom Stein. Die erste nachweisbare Nennung “in lapide regis” (lateinisch für: auf dem Stein des Königs) erfolgte in der Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241. Mit zunehmender Bedeutung der Elbe als Handelsstraße wurde die Burg auf dem Königstein systematisch ausgebaut.
Die Burg wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mehrfach verpfändet. Darunter befanden sich auch die Herren von Donin, welche sich nicht sonderlich gut mit dem Meißner Markgrafen verstanden. In Folge dessen und im weiteren Rahmen der seit 1385 ausgetragenen Dohnaischen Fehde eroberte der Markgraf von Meißen die Burg auf dem Königstein im Jahre 1408. Erst mit dem Vertrag von Eger 1459 wurde endgültig die sächsisch-böhmische Grenze festgelegt, was auch den Übergang des Königsteins an die Markgrafen von Meißen beinhaltete. Der Königstein wurde aufgrund seiner strategischen Lage weiterhin militärisch genutzt. Herzog Georg der Bärtige gründete 1516 ein Cölestiner-Kloster auf dem Königstein, das bereits 1524 wieder aufgelöst wurde.
Baugeschichte
Die ursprüngliche Burg wurde vermutlich bereits im 12. Jahrhundert in steinerner Bauweise errichtet. Die Burgkapelle entstand während der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert und gilt als das älteste heute noch existierende Gebäude auf dem Festungsareal. Das zweitälteste Bauwerk ist in die Georgenburg integriert, hierbei sind die Außenmauern eines wohnturmartigen Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert gemeint. Die Burganlage wurde um 1500 unter Herzog Georg den Bärtigen erweitert. Bereits zwischen 1563 bis 1569 wurde der Brunnen in den Fels abgeteuft, um nicht mehr Regenwasser in Zisternen sammeln zu müssen.
Zwischen 1589 und 1591 ließ Kurfürst Christian I. von Sachsen die Burg zur stärksten Festungsanlage Sachsens ausbauen. Dazu wurde der Fels mit hohen Mauern mit Brustwehr und Beobachtungstürmchen ausgestattet. Das Torhaus und ein Verbindungsbau mit Streichwehr wurden errichtet. Weiterhin entstanden mit der Christiansburg, der heutigen Friedrichsburg, und einem Häuschen auf der Königsnase zwei Lusthäuschen. 1594 wurde das Alte Zeughaus und 1598 das Gardehaus, die heutige Alte Kaserne, errichtet. Umbauten an der alten Burg erfolgten 1605. Die Einweihung erfolgte 1619 unter Kurfürst Johann Georg I. als Johann-Georgenburg.
1622 wurde mit dem Bau der Magdalenenburg begonnen. Von 1667 bis 1669 wurde die Johann-Georgenbastion vor der Georgenburg erbaut. Wiederholte Umbauten an der Burgkapelle erfolgten zwischen 1671 und 1676. Unter August dem Starken wurde zwischen 1722 und 1725 im Keller der Magdalenenburg das große Königsteiner Weinfass gebaut. Es hatte ein Fassungsvermögen von fast 250.000 Litern, wurde jedoch nur ein einziges Mal vollständig mit Wein gefüllt und musste 1818 wegen Baufälligkeit abgetragen werden.
Zu Ausbauten, Neubauten und Umbauten kam es im weiteren Laufe der Zeit immer wieder. Meist waren es Maßnahmen zur Verbesserung im militärischen Sinne, die durchgeführt wurden. Der 1631 errichtete Johannissaal wurde 1816 zum Neuen Zeughaus umgebaut, die Magdalenenburg 1819 zu einem Proviantmagazin. Aus dem alten Proviantlager gestaltete man eine Kaserne. Das Schatzhaus wurde zwischen 1854 und 1855 gebaut. Von 1870 bis 1895 entstanden Batteriewälle mit acht Geschützstellungen zur Rundumverteidigung der Festung.
Militärische Bedeutung und Gefängnisnutzung
Die Festung Königstein spielte eine bedeutende Rolle, auch wenn es hier wenig militärische Ereignisse gab. Die sächsischen Herzöge und Kurfürsten nutzten sie überwiegend als sicheren Aufenthaltsort in Kriegszeiten, aber auch als Jagd- und Lustschloss. Die Kommandantschaft über die Festung hatten Generäle, Generalleutnants und Generalmajoren inne. Letzter Kommandant der Festung Königstein war bis 1913 der Oberstleutnant Heinicke.
Noch bis 1922 diente die Festung Königstein als berühmt-berüchtigtes sächsisches Staatsgefängnis. Historische Persönlichkeiten, die auf der Festung Königstein gefangen gehalten wurden, waren unter anderem Wolf Dietrich von Beichlingen, Johann Friedrich Böttger, Karl Heinrich Graf von Hoym, August Bebel und Henri Giraud, dem 1942 die Flucht von der Festung gelang.
Im Siebenjährigen Krieg, während der Napoleonischen Kriege und auch im Zweiten Weltkrieg wurde die Festung Königstein zur sicheren Auslagerung der Dresdner Kunstschätze genutzt. Die Festung Königstein war so umfassend ausgebaut worden, dass sie nie eingenommen wurde. Nur der Schornsteinfeger Sebastian Abratzky hatte es 1848 geschafft, in einer Felsspalte hochzuklettern. Nach ihm wurde der Abratzky-Kamin genannt, der heute noch erklettert werden darf. Das Übersteigen der Mauer ist jedoch strikt verboten.
Nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Rote Armee die Festung Königstein zunächst als Lazarett. Von 1949 bis 1955 erfolgte eine Nutzung als Jugendwerkhof zur Umerziehung straffälliger und nicht sozialismuskonformer Jugendlicher. Das Ministerium für Kultur der DDR übernahm 1955 die Festung Königstein und gestaltete sie zum Museum um. Dazu konnten auch unter schwierigen Umständen mehrere Gebäude und Bauten nutzbar gemacht werden. In den 1960er Jahren wurden weitere Bauwerke der Festungsanlage für eine museale Nutzung umgebaut. Der Bau eines Aufzugs für Personen und Nutzfahrzeuge erfolgte zwischen 1967 und 1970.
Einige Gebäude wie die Georgenburg dienten Wohnzwecken. Unter anderem wohnte und arbeitete Heinz Fülfe, in der DDR bekannt als Taddeus Punkt mit Hund Struppi und als Sprecher der Frau Elster, zwischen 1958 und 1994 in der Georgenburg.
Nachwendezeit
1991 ging die Festung Königstein ins Eigentum des Freistaates Sachsen über. Seither erfolgen nahezu fortlaufend Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten. So wurde beispielsweise 2005 ein zweiter Aufzug gebaut und 2019 erfolgte die Sanierung der Magdalenenburg. Seit Übernahme der Festung durch den Freistaat wurden weit über 66 Millionen Euro in Sanierung und Ausbau investiert. Seit 2003 wird die Festung Königstein als eine gemeinnützige GmbH im Verbund des Schlösserlandes Sachsen betrieben.
Heutige Nutzung
Die Festung Königstein ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Sächsischen Schweiz. Sie informiert in vielfältiger Weise sowohl im Innen- als auch im Außenbereich mit Dauer- und Sonderausstellungen unter anderem über die Geschichte der Festung und über ihre einstige militärhistorische Nutzung. Seit 2015 wird die Dauerausstellung „In lapide regis – Auf dem Stein des Königs“ gezeigt.
Lohnenswert ist auch die äußere Umrundung der Festung auf dem Patrouillenweg am Felsfuß. Hier sind im und am Fels weitere Spuren der ehemaligen Festungsnutzung erkennbar.
Jährliche Veranstaltungshöhepunkte sind die Nachstellung des historischen Feldlagers “Die Schweden erobern den Königstein”, das Outdoorevent “Festung Aktiv!”, das militärhistorische Spektakel “Kanonendonner über dem Elbtal” sowie der historisch-romantische Weihnachtsmarkt. Jährlich besuchen etwa eine halbe Million Menschen die Festung Königstein. Darüber hinaus besteht das Angebot aus mehreren gastronomischen Einrichtungen inklusive Dinnershows in den Kasematten, Konzerten und weiteren Veranstaltungen, einigen Mietwohnungen, zwei Ferienwohnungen und Anmietungsmöglichkeiten für private Feiern oder Firmenevents.
2023 wurde mit der schrittweisen Sanierung der Alten Kaserne auf dem Felsplateau sowie von Mauern und Treppen auf dem Patrouillenweg begonnen. Weiterhin soll der historische Leichenweg rekonstruiert werden und ab 2024 wieder auf den alten Festungsfriedhof führen.